Volltext: Franz Kugler's Handbuch der Geschichte der Malerei seit Constantin dem Großen (Bd. 1)

358 
Buch II. 
Mittelalter. 
Italien. 
Gothischer Styl. 
Sie stellen die Passion Christi, seine Auferstehung, seine Er- 
scheinung vor den Jüngern und Himmelfahrt dar, und sind, 
wie es scheint, noch vor der Mitte des XIV. Jahrhunderts 
ausgeführt. Durch die Darstellung der Passion geht ein 
eigener grossartig phantastischer Zug; die anderen sind ernster 
und feierlicher, besonders, wo Christus den Jüngern erscheint, 
und diese seine Wundenmale berühren. In der Ausführung 
sind die Bilder roh und ausserdem übermalt. hlan schrieb 
sie sonst einem gewissen Buonamico Christofztni, genannt 
Buffalmaco zu, dessen ganze Existenz jedoch zweifelhaft ist, 
indem seine Lebensbeschreibung bei Vasari nur ein Gewebe 
launiger Novellen bildetf). 
3. Bedeutender sind diejenigen grossen Gemälde, welche 
diesen Darstellungen zunächst an der Nordwand folgen. Sie 
gehören etwa der Mitte jenes Jahrhunderts an und sind das 
Werk eines tiefsinnigen, phantasiereichen Künstlers, dem es 
gelungen, seine Anschauung von 'Leben und Tod in einem 
Farbengedichte darzustellen, welches, der tiefsten Bedeutung 
voll, dennoch weder Symbole noch eigentlicher Allegorien 
zum Ausdrucke der darin enthaltenen Gedanken bedarf, und 
in dieser unmittelbaren Verbindung zwischen Darstellung und 
Inhalt um so bedeutender Wirkt. Der Geist dieses Künstlers 
steht in der That noch über Giotto, dessen Richtung er be- 
folgt; er würde dem Dichter der göttlichen Komödie zu ver- 
gleichen sein, wenn der, freilich noch sehr untergeordnete 
Grad seiner technischen Ausbildung der Vollendung in 
Dante's Terzinen nicht zu fern stände. Andrea, der Sohn 
des Horentinischen Bildhauers Cione, wurde bisher als der 
Verfertiger der in Rede stehenden Gemälde angegeben. Er 
blühte in der zweiten Hälfte des XIV. Jahrhunderts und 
starb vor 1376. Er war zugleich einer der vorzüglichsten 
Architekten und Bildhauer seiner Zeit und wird insgemein, 
 Indessen hat er wirklich existirt und ist 1351 in die Florentiner 
Malerzunft getreten, doch sind zur Zeit noch keine Werke von ihm 
sicher beglaubigt. Vergl. Crowe u. Cavalcas. I. 337-396.
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.