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Buch II.
Mittelalter.
Italien.
Gothischer Styl.
108.109.
bild mit Heiligen in der Kirche Ognissanti zu Florenz (auf
einem verlassenen Seitenaltare des Querschiiiies). Hier zeigt
sich die Anmuth des Taddeo nicht nur um Vieles gefördert,
sondern zugleich mit dem Ausdrucke einer so eigenthüm-
lichen Milde und hingebenden Sehnsucht verschwistert, dass
der Künstler im Wesentlichen vielleicht mehr zu jener zwei-
ten Richtung der gegenwärtigen Periode zu rechnen sein
"7. dürfte. Auch seine Pieta mit dem Datum 1365, in der floren-
tinischen Akademie, ist von grosser Milde und Weichheit.
1_ ä. 109. Die durch Giotto eröffnete Richtung zeigt sich
in grossartiger Entfaltung in einigen andern, ebenfalls noch
erhaltenen WVerken, als deren Verfertiger zwar auch gewisse
Schüler und Nachfolger Giottots genannt werden, eine
Annahme, deren Unzulänglichkeit indess neuerdings nach-
gewiesen ist.
Eines von diesen Werken bilden die Malereien, Welche
die Wände und Gewölbe des grossen Kapitelsaales (der so-
genannten Kapelle der Spanier) bei S. Maria Novella zu
Florenz bedeekenx). Die ganze Kapelle ist die Stiftung
eines reichen Florentiner Bürgers, des Mico Guidalotti, zur
Feier des damals noch neuen und mit grosser Begeisterung
aufgenommenen Frohnleichnalnsfestes bestimmt. Im Jahre
1322 wurde die Kapelle gegründet und Wahrscheinlich bald
nach ihrer Vollendung die Gemälde begonnen, deren Haupt-
inhalt die siegreiche Verherrlichung der katholischen Kirche
bildet, sowie jenes Fest selbst zu gleichem Zwecke einge-
richtet war. Doch beweist eine Urkunde vom Jahre 1355,
dass damals noch ein grosser Theil derselben unvollendet
war H). -e
Die Altarwand, den Fenstern gegenüber, stellt die Passion
ß) Einzelne Gruppen aus den Darstellungen der spanischen Ka-
pelle bei Kuhbeil, Studien etc. B1. 15-17. '19, 2", 20-25- Vergl.
Mecatti: Notizie simfriguard. {l Capitolo da" S. Maria Navella p. 9
sqq., auszüglich bei Richa: Notizie istor. delle cbiese ßoremmß
w. III, es m. v. Rumohr, u, F. 11, s. a1, 91; E. Förster:
Beiträge, S. 174. Flüchtige Umrisse bei Rosini.
H) Vgl. Kunstblatt 1845, N0. 94, S. 393.