Franz
Theodor
Kugler.
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weil er die umfassendsten Specialstudien gemacht und alles
Material am reichsten und vollständigsten beisammen hatte,
sondern auch weil sein klarer Geist und ordnender Sinn den
Reichthum schon in Hinblick auf das Verhältniss der ein-
zelnen Objecte zu einander und zum Ganzen sammelte und
ihm ausserdem ein seltenes Talent für das Maass innewohnte.
Es war auch nicht seine Art zu warten, sonst hätte er, wie
er sehr richtig in dem Vorwort bemerkte, für immer warten
müssen; die rechte Zeit war gekommen, und es durfte, ja
musste unternommen werden, das Gebäude aufzurichten, so-
weit das Material reichte; er musste es unternehmen, und es
gelang vollkommen. WVir, die wir jetzt Kunstgeschichte
schreiben helfen, sind alle schon an seiner Hand und mit
Hülfe seiner Arbeiten in dieselbe eingeführt worden und ge-
niessen den Vortheil dieser Fackel selbstverständlich wie das
Sonnenlicht; aber wir erfahren von altern Freunden den
grossen Eindruck, den es machte, als an die Stelle der ver-
einzelten, von den verschiedensten Standpunkten aus gemach-
ten Mittheilungen plötzlich Kuglerls aus einem Gusse ge-
formtes Buch trat. Bald darauf (1843) begann auch die Ver-
öffentlichung von Sehnaase's bis jetzt noch unvollendeter
„Geschichte der bildenden Künste", welche die Erscheinung
der historischen Thatsachen mit denkender Betrachtung be-
gleitet und verbindet. Beide WVerke, einander glücklich er-
gänzend, bilden auf ihrem Gebiete den Stolz unserer Nation.
Im Jahre 1842 erschien noch von Kugler: „K. F. Schin-
kel, eine Charakteristik seiner künstlerischen Wirksamkeit",
zunächst für die „Hallisehen Jahrbücher" geschrieben, darauf
besonders gedruckt (Berlin). Auch übernahm er mit Lohde
die Herausgabe von J. Gailhabaud's "Denkmälern der Bau-
kunst aller Zeiten und Länder". Dann ruhte seine schrift-
stellerische Feder eine Zeit lang, da er in den Senat der
Akademie und im Jahre darauf (1843) von dem Minister
Eichhorn zur Bearbeitung der Kunstangelegenheiten in das
Ministerium berufen wurde. Zur nähern Kenntnissnahme der
betreffenden Verhältnisse wurde er mit einer Reise durch
Deutschland, Belgien und nach Paris beauftragt. Seine