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Buch II.
Mittelalter.
Italien.
Gothischer Styl.
nahekommendexi Bezügen reich ist. Sie stellen nämlich die
Geschichte des heiligen Kreuzes dar; die einfache Angabe
der Bilder auf der einen Seitenwand wird das Gesagte be-
stätigen. Zu oberst sieht. man die Geschichte des Baumes
der Erkentniss; darunter, wie derselbe Baum als Brücke
dient und die Königin von Saba, seine künftige Bedeutung
ahnend, vor ihm kniet; dann, wie der Baum aus einem
Sümpfe gezogen und als Kreuz zugerichtet wird; endlich,
wie eine Todte durch das Kreuz, in Gegenwart. der Kaiserin.
Helena, Wieder erweckt wird. U. s. W.
ä. 108. Aehnlich verhält sich ein andrer Künstler jener
Zeit, Giottino (eigentlich Tommaso genannt), der jedoch
strenger auf die Eigenthürnlichkeiten in Giottds Kunstübung;
einzugehen und dieselben mit Geist wiederzugeben wusste.
Ein Zeugniss hiervon geben die Wandgemälde, welche sich
von ihm in S. Croce zu Florenz, in der Kapelle Bardi, erhal-
ten haben und Wundergeschichten des heil. Silvester dar-
stellen; ebenso eine Krönung Maria im Capitelhause und der
capella di Saeramento des heil. Franciscus zu Assisi. Giot-
tino, der diesen Namen von seiner glücklichen Nachahmung
Giottols erhalten zu haben scheint, war vermuthlich der Sohn
eines gewissen Stefano, eines Schülers des Giotto, der von
der Kunstfertigkeit, womit er die Besonderheiten der natür-
lichen Erscheinung nachzuahmen verstand, den Beinamen des
„Aff'en der Natur" erhielt.
3- Noch manche Schüler und Nachahmer Giottds werden.
erwähnt, die indess hier übergangen werden dürfen, indem
ihre Thätigkeit nicht zur Weiteren Förderung der Kunst ge-
dient hat, wie auch von den eben angeführten keiner dem
Meister in der Grösse der Gedanken gleich kam. Von den
zahlreichen Malern anderer Schulen, deren Styl dürßh Gi0ft0ie
Einliuss völlig umgestaltet wurde, sehen wir einstweilen
vollends ab, um bei den einzelnen Lokalsehulen wieder darauf
zurückzukommen. Nur muss schon hier festgestellt werden,
dass von Neapel bis Venedig alle höhere Entwickelung in
der Malerei des XIV. Jahrhunderts mehr oder weniger mit
der grossen Neuerung GiottoÄs zusammenhängt. Wenige