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BuQh II.
Mittelalter.
Italien.
Gothischer Styl.
heit durchgebildet ist. Es sind Darstellungen in Bezug auf
das Leben der Maria, ausgeführt an zweien Wänden der
Kapelle Baroncelli (gegenwärtig Giugni) in S. Croce zu
Idlorenzx); Malereien, in denen sich eine eigenthümlich zarte
Phantasie ausspricht, Welche einen, der Erbauung gewidmeten
Gegenstand zur anmuthigen Idylle umzugestalten Weiss. S0
ist namentlich in dem Bilde, Welches die Geburt der Maria
darstellt, das Kosen der Frauen mit dem neugeborenen Kinde,
_in dem folgenden, WO Maria als Kind die Stufen des
Tempels emporsteigt, die Schaar der Tempeljungfrauen, die
ihr freudig durch die luftigen Säulenhallen entgegeneilen, in
äusserst liebenswürdiger Weise dargestellt. Von wunder-
samem Eindruck ist eins der kleineren Gemälde an der
Fensterwand. Hier sieht man die drei Weisen des Morgen-
landes auf der einsamen Bergeswacht, wo sie lange Jahre
nach dem Sterne hinausgeschaut haben und Wo ihnen jetzt
der Stern und in dessen Strahlen das Christuskintl erscheint;
anbetend sinken sie in die Knie, indem der eine die Augen
vor dem Glanze zu schirmen sucht, der andre das Haupt auf-
merksam vorbeugt und emporweist, der dritte gläubig hin-
gegeben die Hände über der Brust kreuzt. Allerdings ist
das Einzelne minder fest und charakteristisch, namentlich der
3. Gcsiohtstypus allgemeiner als bei Giotto. Ausser diesen
Wandgemälden sind verschiedene kleinere zierlich ausgeführte
Tafeln von der Hand des Taddeo vorhanden; mehrere in der
Sammlung der Florentiner Akademie; ebenfalls mehrere im
Museum von Berlin, unter denen sich vornehmlich einige, die
zusammen ein kleines Altarwerk ausmachen und mit dem
Namen des Künstlers und dem Jahre 1334 bezeichnet sind,
auszeichnen. Eine Handschrift des bekannten Speculum
salvationis in der Bibliothek des Arsenals zu Paris, aus der
ersten Hälfte des XIV. Jahrhunderts, enthält 160 leicht ge-
i) Sämmtliche Darstellungen (mit Ausnahme der beiden obersten
an der Fensterwand Verkündigung und Besuch der Maria sind
von Lasinio in seiner-Collektion nach alten Florent-inern gestochen,
T. XIV-XVII.