106.
107.
Giotto.
Taddeo
Gaddi.
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Guirlanden tragen. Vor dem Teppißll, in der Mitte, Steht
ein fürstliehes Paar; der Bräutigam ist im Begriffe, der
Braut den Ring anzusteeken; ein Priester hinter ihnen nähert
ihre Hände einander. Nach alter Ueberlieferung sind dies
die Porträts der Stifter der Kirche, der Königin Johanna I.
und des Ludwig von Tarent; er hat etwas Wendisches in
seiner Physiognomie und einen rothen Spitzbart, sie ein
21115531131; feines Gesicht mit blonden Flechten. Hinter der
Königin steht ein Gefolge reizender lTrauen, die sich durch
die Anmuth ihrer Köpfe und die zierliche Naivetät ihrer
Izlalttingen auszeichnen. Hinter dem Fürsten stehen mehrere
Kapelläne u. a. ; hinter diesen einige Posaunisten, die mit
allerergötzlichster Gewalt in die Posaunen stossen. Das
fürstliche Paar beiindet sich unter einem Baldaehin, dessen
Stangen nach vorn von zwei Rittern gehalten werden, und
über dem auf jeder Seite ein Engel schwebt. Im Vorgrunde,
links, sieht man einen Geiger, der das Haupt gar sinnig auf
die Geige senkt, und einen lustigen Hautboisten. Daneben
Ritter und Frauen, die mit zierlichen Bewegungen einen
Rcigentanz aufführen. U. a. m.
ä. 107. Der bedeutendste unter den Schülern Giotto's 1,
war Taddeo Gaddi, Sohn des oben genannten Gaddo
Gaddi. Er ward um das Jahr 1300 geboren und von Giotto
über die Taufe gehalten; die Zeit seiner Blüthe fällt um die
Mitte des XIV. Jahrhunderts. Auch bei diesem Künstler
finden sich Beispiele, dass er die Itlauptrichtung seines Meisters
befolgt habe, wie er namentlich im Tribunal des alten Han-
delsgerichtes zu Florenz ein Bild der Wahrheit malte, welche
der Lüge die Zunge aussehneidet, und daneben die sechs
lilänner, aus denen jenes Gericht bestand. Diese Darstellung
(die nicht mehr vorhanden ist) scheint jedoch keinen sonder-
lich künstlerischen Sinn für jene, ohnehin schon schwierige
allegorische Auffassungsweise zu verrathen. Bedeutender 2,
zeigt sich Taddeo in einem grossen Cyklus noch vorhandener,
einfach historischer Gemälde, bei denen jener zweite Vorzug
des Giotto die naive und charakteristische Auffassung des
Lebens betreffend mit eigenthümlicher Schönheit und Rein-