Volltext: Franz Kugler's Handbuch der Geschichte der Malerei seit Constantin dem Großen (Bd. 1)

104. 
Giotto. 
Madonna 
delP 
ZU 
Aren a. 
Padua. 
339 
tränkende Madonna einigermassen erhalten ist) und haben 
als eines der frühsten grossen Werke der neuen Richtung die 
höchste Wichtigkeit. In 42 schön eingefassten Bildern, welche 2. 
in drei grossen Reihen die WVände entlang sich ausbreiten, 
ist das Leben der heil, Jungfrau von der Geschichte ihrer 
Eltern an bis zu ihrer Krönung dargestellt. Der Grund des 3. 
einfachen Bogengewölbes ist blau und mit goldenen Sternen 
besäet, zwischen Welchen man die Köpfe Christi, der Ma- 
donna, und die Propheten und Vorfahren Christi erblickt; 
über dem Chorbogen ist Christus in einer Glorie von Engeln 
abgebildet. An diese heiligen Scenen und Gestalten schlies- 4. 
sen sich bedeutsame Beziehungen auf das sittliche Dasein des 
Menschen an. Die untern Theile der Seitenwände enthalten 
in liledaillons grau in grau die allegorischen Figuren der 
Tugenden und Laster (erstere ideal und weiblich, letztere 
meist männlich und als Individuen gedacht), die Portalwand 5. 
aber eine grosse Darstellung des jüngsten Gerichtes. Giotto 
tritt hier wie in den allegorischen Nlalereien als grossartiger 
Neuerer auf. Eine Menge von Momenten der heiligen Ge- 
schichte sind hier entweder geradezu von ihm zum erstenmal 
dargestellt, oder doch in einer ganz neuen Sinnesweise auf- 
gefasst. Er umgiebt die Vorgänge oft mit zahlreichen, mehr 
oder weniger betheiligten Nebenfiguren und rückt sie damit 
der Wirklichkeit und dem Verständniss näher; wo dem träu- 
menden Joachim ein Engel erscheint, stehen zwei Hirten 
seitwärts, welche diesen mit scheuer Ehrfurcht anblicken; bei 
der Flucht nach Aegypten ist die heilige Familie von einem 
Knecht. und drei andern Personen begleitet; bei der Aufer- 
Weckung des Lazarus bilden die Jünger hinter Christo und 
das atlfgeregte Volk auf der andern Seite gleichsam zwei 
Chöre; in dem Bilde der Geisselung sind die Peiniger zu 
einer reichen vortrefflichen Gruppe ausgedehnt, vorn auf den 
Knien der noch jugendliche Spötter, rechts die Schriftge- 
lehrten;  diese Annäherung an das Leben gewvinnt zuweilen 
einen Charakter, welcher die Grenzen des höhern kirchlichen 
Styles überschreitet, wenn z. B. in dem Bilde der betenden 
heil. Anna eine spinnende Magd in der Nebenkammer sitzt. 
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