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Buch II.
Mittelalter.
Italien.
Gothischer Styl.
104.
ben des Menschen in seinen freudenreichsten und schmerz-
vollsten Momenten zusammenfassen, zeigen sie zugleich den
steten Bezug desselben auf ein höheres gnadenreiches Wesen
und diejenigen Mittel, welche die Kirche dem Menschen zur"
Weihe des irdischen Daseins und zur Reinigung von der
Sünde gegeben hat. Diese Darstellungen füllen einen der
quadratischen Räume des gothischen Gewölbes aus. Je zwei
sind in einem der vier Dreieckfelder desselben angebracht; in
dem letzten ist als achtes Gemälde eine allegorische Darstel-
lung der Kirche hinzugefügt. Wir werden auf diese Ge-
mälde, die zum grössten Theil sehr wohl erhalten sind, Wie-
derum zurückkommen. (S. 346 u. 347.)
Zu der letztgenannten Richtung gehören auch die zahl-
reichen Reliefs und Statuen, Welche Giotto für die unteren
drei Abtheilungen des von ihm erbauten Glockenthurmes zu
Florenz angeordnet hat Auch diese Werke bilden einen
grossen, mit tiefer Weisheit erfundenen Cyclus, indem sie die
Entwickelungsgeschichte der menschlichen Bildung darstellen.
Ein Zusammenhang ähnlicher Art ging auch durch den
gesammten bildnerischen Schmuck, mit welchem Giotto die
Fagade des Florenzer Domes versehen hatte, der jedoch durch
die aufgeklärte Barbarei späterer Jahrhunderte vernichtet.
worden ist.
. ß. 104. Von den eigentlich historischen Darstellungen,
deren Ausführung dem Giotto zugeschrieben wurde, hat sich
Weniges erhalten; ein grosser Theil derselben ist neuerlich
als die Arbeit anderer Hände bezeichnet worden. Vor Allem
kommt hier Giottds Jugendwerk in Betracht: die im Jahre
1303 erbaute und ohne Zweifel in den nächstfolgenden Jah-
ren von ihm und einem oder mehrern Gehülfen ausgemalte
Kapelle Madonna dell' Arena in Padua"). Die Male-
reien haben gelitten, sind aber nur geringem Theils übermalt
(mit Ausnahme derjenigen des Chores, wo nur eine das Kind
4') E. Iöörsterk Beiträge, S. 155 H1; 152.
W Vgl. im Kunstblatt 1837, S. 241, 354, 365, 377 u. f.
ster's Abhandlung: Giotto, u. Rec. über die Schrift des
Selvatico: Sulla, cupellina (Zegli Scrauegni, etc.
E. F ö r
Marchese