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Buch II.
Mittelalter:
Italien.
Romanischer Styl.
man die boshafte Zuversicht auf dem Gesichte liest, dass sie
seiner schon Herr werden wollen. Wie diese Darstellung
durch den kunstreichen Ausdruck der mannigfachen und
widersprechenden Gefühle einer aufgeregten Volksmengc, so
interessiren andre, wie der Abschied Christi von seinen
Jüngern, das Gebet am Oelberge u. dgl. durch die tiefe
Stille einer inneren Wehmuth und Betrübniss der Seele.
4. Die ehemalige Vorderseite dieses Altargemäldes enthält
grössere Figuren: eine Madonna mit dem Kinde, von Heili-
gen umgeben. Hier sieht man die Köpfe in den anmuthig-
sten Formen gezeichnet und zugleich, vornehmlich in den
männlichen, eine sehr treue Nachahmung der Natur. In der
Gewandung vermählt sich hier mit der byzantinischen Manier
eine eigenthümliche Weichheit, Welche bereits eine bemerk-
bare Hinneigung zu derjenigen Kunstweise verräth, die im
Verlaufe des XIV. Jahrhunderts ziemlich allgemein wurde.
5. In der Sakristei des Domes von Siena befindet sich noch
eine Reihe kleiner Tafeln, welche dem Duccio anzugehören
scheinen a") ; ebenso hat man verschiedene Bilder in der Samm-
lung der Sieneser Akademie mit dem Namen des Künstlers
bezeichnet, unter denen vornehmlich ein grösseres Werk,
dessen Hauptdarstellung die Anbetung der Hirten ist, zu
solcher Auszeichnung berechtigt sein dürfte
6. Wir übergehen eine Anzahl von Künstlernamen, welche
man als Zeitgenossen und lüitstrebende des Cimabue be-
zeichnet, wie z. B. Margheritone von Arezzo, welcher
ähnliche Motive, aber ungleich befangener und ungeschickter
behandelte.
'19) Nach v. Rumohr (Ital. Forsch. II., S. 11) sind dies die Staf-
feln und Giebel jenes grossen Altargemäldes. Eine heil. Apollonia,
welche in der alten Rundkii-ehe S. Angele zu Perugia. an die Wand
gemalt ist, dürfte am meisten mit diesen alten Sienesern übereinstim-
men. Die Gestalt ist leblos, schlitzäugig, und doch nicht ohne eine
gewisse Anmuth.
M4) Ueber andere Werke
180 u. II. 40, 50 ff.
des Duecio
Cavalcaselle
Crcwe u.
In