Toscana
im
XIII.
Jahrhundert.
313
so entschieden abendländische Formenauffassung und Erfin-
dung zeigte, wie die Mosaiken von S. M- in TYßStßVeTe Zll
Rom (1139-1153) oder wie die der Vorhalle von San Warco
in Venedig. Auch werden wir finden, dass noch die spätem
toscanischen hIeister des XIII. Jahrhunderts von den Aeusser-
lichkeiten des byzantinischen Styles abhängiger sind und blei-
ben als die gleichzeitigen Römer, wenn sie auch diese an
geistigem Gehalt und bedeutenden Intentionen überragen.
Hier hegt mm der Punkt, um welchen es sieh handelt, näm-
lich die Frage: welcher Maler oder welche Lokalsehule hat
sich zuerst innerhalb des herrschenden byzantinischen-Styles
freier bewegt?
Wir beginnen die Aufzählung der bedeutendem Denk- 3.,
male, Welche diese Frage entscheiden sollen, mit den wahr-
scheinlich um 1200 entstandenen Wandmalereien der Kirche
San Pietro (oder San Bero) in Grade, an der Land-
strasse von Pisa nach Livorno. Hier sieht man an den Ober-
Wänden des MittelschifFes die Geschichten der hh. Petrus und
Paulus, drüber Engelfiguren, und zwischen den Bogenfül-
lungen Brustbilder der Päpste dargestellt. Die Figuren der
erstern Bilderreihe zeigen die „zierliche Hagerkeit" der by-
zantinischen Körperfcrm, sind übrigens in der Anordnung
gut und lebendig i). Lässt man dieses immerhin zweifel- 4.
hafte Denkmal bei Seite, so tritt ein von 1215 datirtes Tafel-
bild der öffentlichen Galerie von Siena in die Reihe: Chri-
stus (in Flaehrelief), zwischen den Zeichen der Evangelisten
und sechs Scenen des neuen Testamentes Allein gerade
dieses Gemälde gehört nicht dem byzantinischen Einfluss,
i
w) S. Rumohr, a. a. O. I, S. 345.- E. Förster, in den „Bci-
trägen zur neuem Kunstgeschichte", S. 85 u. f. nennt diese Gemälde
matt, plump und von fehlerhafter Zeichnung, jedoch nur im Verhält-
niss zu der von ihm aufgestellten Zeitbestimmung (nach 1352). Diese
gründet sich auf die Bildnisse der Päpste, welche bis auf Clemens VI.
reichen; allein man konnte (wie in SZApOlIinare in Classeloei Ravenna.)
bei der ursprünglichßn Bemalung eine Anzahl Fehler i:u1' die später
hinzukommenden frei gelassen haben. Proben bei Giov. Rosini:
Storia della pittura italillml: Atlasv Taf" 5'
M) S. Rumohr a. a. 0- I: S- 297 u- f'