Unteritalien.
Otranto.
Die Lombardei.
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ä. 93. Auch in der Lombardischen Malerei lässt 1.
sich eine starke Gährung zu Anfang des XIII. Jahrhunderts
nicht verkennen. Hier, wo die byzantinische Kunst vielleicht
nie zu einem entschiedenen Üebergewicht gelangt war, taucht
ein Element auf, was auch in deutschromanischen Werken
öfter auffällt: die heftige dramatische Bewegung. Das wich- 2-
tigste Denkmal sind wohl die Wandmalereien im Baptisterium
zu Parma, vornehmlich die an der Decke befindlichen,
Welche vermuthlioh um das Jahr 1230 ausgeführt sinda"). Sie
sind in drei Abtheilungen getheilt: in der obersten befinden
sich die Apostel und die Symbole der Evangelisten; darunter
die Propheten und andre Männer des alten Testamentes (in
einer Nische Christus mit der Maria und Johannes dem Täu-
fer); in der dritten Reihe, zwischen den Fenstern, sind zwölf
Scenen aus dem Leben des Täufers Johannes, neben den
Fenstern stets zwei Heilige, dargestellt. Auch hier zeigt
sich in der Technik noch alle Härte, welche" den byzantini-
schen Darstellungen eigen ist; zugleich aber, neben einer
kräftigen und blühenden Farbe, eine eigenthümliche, selbst
bis zur Üebertreibung durchgeführte Leidenschaftlichkeit in
den Bewegungen. Der Engel, der verschiedene Male vor-
kömrnt, scheint den Boden kaum zu berühren, so hastig
schreitend tritt er auf; die Jünger, die zu Johannes in die
Wüste treten, scheinen ebenfalls in der grössten Eile begriffen;
vermuthen, dass die Schule überhaupt nicht viel älter sei als das
XV. Jahrhundert. Wenn sie übrigens auch nur älter ist als der Ein-
fluss der Handrischen Schule auf die neapolitanische (wovon unten), so
ist die beträchtliche Ausbildung der Landschaft schon wichtig genug, um
eine genaue Untersuchung zu veranlassen. Otrantische Bildchen kom-
men im Kunsthandel nicht allzuselten unter allen möglichen Firmen vor.
ü) Fr. K. im Tüb. Kunstblatt 1827, N0. 6-8. Weiteres bei
Lanzi, Uebers. v. Quandt und Wagner II, S. 294 u. f. Ueber
die ältesten Gemälde in Cremona, ebenda S. 343 u. f, in Mailand und
Umgegend, ebenda S. 378 u. f. Für Bologna vgl. Bd. III. S. 4 u. f.
(eine byzantinische Anbetung des Lammes in S. Stefano). Für Fer-
rara Bd. III, S. 192 u. f. (ein für das XIII. Jahrhundert merkwürdiger
Auftrag des Azzo von Este an den Maler Gelasio im Jahre 1242
Phaätods Sturz zu malen.) Für Genua III, S. 245 (Gemälde von
1101 über einem Stadtthor von Savona).