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Buch II.
Mittelalter.
Italien.
Romanischer Styl.
nisehe von San Puolo fuori le Inura minder frei davon
als die eben genannten Werke, obschon es später, unter
Honorius III. (1216-1227) begonnen und erst um die Mitte
des Jahrhunderts vollendet ist. In der Halbkuppel thront
Christus zwischen Petrus und Lucas, Paulus und Andreas;
zu seinen Füssen kniet in sehr kleiner Figur Honorius.
Weiter abwärts, an der Nischenwnnd selbst, stehen die Apostel
mit Spruchbändern (die Artikel des apostolischen Bekennt-
nisses enthaltend) zwischen Palmen. Die Köpfe und die Ge-
wänder zeigen noch viele byzantinische Befangenheit, die
Gesammtverhältnisse und die Hauptmotive aber ein sehr glück-
liches Zurückgehen auf die grossen Vorbilder der altchrist-
liehen Zeit, welche überhaupt auf diese Epoche des Wieder-
erwachens ungleich nachdrücklieher eingewirkt haben als die
fernliegende Antike. Statt der leblos zusarnmengeschichteten
Figurenmasse der byzantinischen Zeit herrschen hier wieder
wenige, einfach grosse Gestalten, Wobei freilich die Möglich-
keit nicht ausgeschlossen bleibt, dass man das früher an die-
ser Stelle befindliche Mosaik des IV. Jahrhunderts bloss wie-
6. derholt habe. Die zahlreichen Fresken, welche einst die
Wände derselben Kirche bedeckten, sind bei dem Brande
1823 untergegangenäe), ebenso das glanzvolle Mosaik der
Westfacade, welches Pietro Cavallini um 1300 ausgeführt
hatte. Eine erhaltene Nebenkaguelle des Querbaues, oratorio
di san Giuliano genannt, enthält zahlreiche Heiligenfiguren
in Fresco, vielleicht aus dem XII. oder XIII. Jahrhundert,
7. aber stark übermalt. Einen ganz sichern Schluss auf den
Stand der Malerei unter H onorius III. gewähren die WVand-
gemälde in der Vorhalle von San Lorenzo fuori le mura
bei Rom theils legendarischen, theils zeitgeschichtlichen
i) Sie stammten, wenigstens theiiweise, aus der Zeit Benediet VIII.
(1012-4024.) Die Abbildungen bei D'Agincourt a. a. O. Taf. 96 lassen
einen Styl vermuthen, welcher den Wandgemäiden von S. Urbane sehr
nahe verwandt wäre und deren hohes Alter bekräftigen würde.
w) D'Agincourt; Taf. 99. Die vier grössern Figuren hat der Zeich-
ner etwas stylisirt. Im Innern neben der Hauptthür rechts ist eine
Madonna auf die Wand gemalt, von byzantinisehem Styl, aber sc110n
ziemlich belebt.