Rom.
Mosaiken von S. M. in Trastevere.
301
dischen Arbeiten Wohl gleich thun möchte. Die übermässig
langen und dürren Proportionen und das bedeutungslose Ge-
fält gehören dem byzantinischen Einfluss an, dagegen lässt
die, wenn nicht. lebendige, doch lebhafte Bewegung und die
zwar unbeholfene, aber sprechende Geberde ein Element er-
kennen, Welches schon beträchtlich über diesen hinausgeht.
Zeichnung und malerische Ausführung sind äusserst man-
gelhaftlk).
g. 91. Schon ungleich bedeutender offenbart sich der L
Aufschwung italienischer Kunst in einigen Werken des .
XII. Jahrhunderts. Die Basilica S. Maria. in Trastevere
zu Rom besitzt noch ihre alten Mosaiken aus der Zeit von
Innocenz II. und Engen III. (1139-1153), welche hiefür den
genügendsten Beleg geben. In der grossen Hohlkehle, wo-
mit die Vorderseite der Kirche abschliesst, sieht man die heil.
Jungfrau auf dem Throne; vor ihr knieen die ganz kleinen
Figuren der beiden genannten Päpste; von beiden Seiten
kommen zehn heilige Frauen heran, wovon acht durch Kro-
nen und Becken mit Blutstrahlen als Märtyrinnen bezeichnet
sindH). Die sehr schlanken Verhältnisse, und die zum Theil
bloss aus Ornamenten ohne Blaltenangabe bestehenden Ge-
wänder sind Üeberreste der byzantinischen Darstellungsweise,
während die Einfachheit und verhältnissmäissige Reinheit des
s) Andere Ueben-este aus digser Zeit sind aufgezählt bei Rurnohr
(Ital. Forschungen, 1., S. 240 u. dessen iibermässig strenges Urtheil
wir hier unmöglich theilen können. Vgl. auch S. 235. Warum der
Velf- S- 277 die Gemälde von S. Urbane in die Zeit um 1200 ver-
setzen will, ist nicht wohl abzusehen. So weit man sie jetzt noch be-
urtheilen kann, würde gegen ein um zwei Jahrhunderte höheres Alter
nichts Bindendes einzuwenden sein.
W) Man hält sie gewöhnlich für die klugen und thörichten Jung-
frauen des Evangeliums, weil die Becken oder Schalen an Lampen er-
innei-ir Der Styl dieses Mosaiks ist allerdings von demjenigen der
Mosaiken im Innern verschieden, weist aber doch wohl noch auf das
XII. Jahrhundert. Später, nach 1300, soll Pietro Cavallini (s. unten)
an der Faeade {Mosaiken angebracht haben, welche nicht mehr vor-
handen sind, Dass diese Aussage Vasarfs sich nicht auf die Figuren
der Hohlkehle beziehen kann, zeigen die authentischen Arbeiten
Cavallinfs.