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Buch lI.
M ittelalfer.
Italien.
Romanischer Styl.
Kunstepoche absolut und unwiderspreehlich beweisen helfen,
nicht aber den Verfall, weil sich bei dieser so sehr von sub-
jektiven Anlässen abhängigen Gattung nicht immer darthun
lässt, dass dazu wirklich für ihre Zeit bedeutende künst-
lerische Kräfte in Anspruch genommen worden seien.
Die eine dieser Handschriften ist das in der vaticanischen
Bibliothek befindliche Lobgedicht eines gewissen Donizo
auf die bekannte Blarkgräfin Mathilde von Toscana, mit. roh
colorirten Federzeichnungen historischen Inhaltes aus der
spätem Zeit des XI. Jahrhunderts ü). Hier sind freilich die
Umrisse von höchster Unsicherheit und Lahmheit, die Malerei
durchweg klccksig und roh, der Ausdruck der Intentionen
jedoch nicht so ganz verwerflich, wenn auch auf einfache und
3. ungeschickte Geberden beschränkt. Schon etwas besser sind
die Miniaturen eines sog. Exultet in der barberinischen
Bibliothek zu Rom, theils von liturgischem, theils von allego-
rischem Inhaltw"). Bei einer wesentlich byzantinischen, sym-
metrisch steifen Anordnung und Gestaltung ist das Einzelne
durchaus der einheimisch-italischen Formenbildung gemäss
und somit wohl höchst roh, aber nicht trocken und starr wie
4. bei den Byzantinern. Ebenso zwischen beiden Stylen ge-
theilt erscheinen die Wandgemälde mit dem Datum 1011
in SrÜrbano unweit der Via Appia. bei Rom (gewöhnlich
als Tempel della Caffarella benanntyh"). Dieselben stellen
die Passion, Christus in der Glorie und die Legende des h.
Urbanus vor, in einer meist reliefartigen, bisweilen recht gut
gedachten Anordnung, welche es manchen gleichzeitigen nor-
ä) D'Aginc0urt, Malerei. Tafel 66. Ueber einige ital. Minia-
turen des IX. und X. Jahrhunderts, vgl. Waagen, Kunstw. und
Künstler in Paris, S. 260 und 267.
H) D'Agincourt, a. a. O. 'l'af. 53 u. f.
Hi) D'Aginc0urt, a. a, O. Taf. 94 11. f. Sie sind gegenwärtig
kaum mehr zu erkennen Die nicht mehr vorhandenen, nur aus
Ciampini und Bosio in diess Sammelwerk aufgenommenen Fresken an-
derer römischer Kirchen übergehen wir, ebenso die kaum mehr sicht-
baren, vielleicht aber uralten Ueberreste in S. Silvestro a' Monti in
Rom. Vgl. Taf. 105.