Zweiter
Abschnitt
der
Kunst
des
Mittelalters :
Der
romanische
Styl.
ä. 89. Die italienische Malerei im XI. Jahrhundert, bei
Welchem wir hier wieder anknüpfen müssen, War getheilt
zwischen einem einheimischen, überaus verwilderten Styl und
dem ebenfalls tief gesunkenen byzantinischen, welcher im
Ganzen die Überhand hatte. Aber seit dem Ende jenes
Jahrhunderts begann für das politisch zerrissene und unter-
drückte Land eine Epoche nationaler Erhebung, welche über
kurz oder lang auch in der Kunst ein neues und eigenthüm-
liches Leben höherer Art erwecken musste. Die römische
Kirche erhob sich aus langer, zum Theil selbstverschuldcter
Erniedrigung zur Herrscherin des Abendlandes; sie schuf
Rom von Neuem zum Mittelpunkt der Welt, und gab dem
Volke der Halbinsel wieder ein nationales Selbstgefühl; zu-
gleich erwachte in Ober- und Mittelitalien ein selbständiges,
namentlich städtisches Dasein, welches sich im Kampfe gegen
die fremde Macht siegreich bewährte. Langsam, aber un-
verkennbar drang nun auch in der Kunst ein neuer, selbst-
ständiger Styl durch, dessen Anfänge mit dem XIII. Jahr-
hundert eine bestimmtere Gestalt gewinnen. Der Hergang
des Einzelnen bei dieser Entwickelung ist völlig dunkel; wir
sehen nur soviel, dass je nach den lokalen Bedingungen hier
früher, dort später, der byzantinische Styl mit dem alteinhei-
mischen, langobardischen, zu einem neuen Ganzen sich ver-