Volltext: Franz Kugler's Handbuch der Geschichte der Malerei seit Constantin dem Großen (Bd. 1)

Parallele 
mit 
der 
italienischen 
Malerei. 
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an süsser Milde und Reinheit den alten Kölnern voran, und 
in der lebendigen und harmonischen Färbung haben die 
Deutschen jener Zeit sogar unläugbar den Vorrang. Allein 
verkennen wir es nicht, dass ihre Grösse eine höchst ein- 
seitige war. Die fortwährende Darstellung eines doch etwas 
beschränkten Kreises von Stimmungen hatte ihre höchsten 
Bemühungen auf die Behandlung der Gesichtszüge concen- 
trirt, Welchen alles Uebrige, selbst bei der liebevollsten und 
glänzendsten Ausstattung im Einzelnen, sich unterordnen 
muss. Hauptsächlich ist und bleibt die Gestalt conventionell, 
ja selbst leblos und unfähig zur That. Wo heftige Bewegung 
verlangt wird, geht desshalb dem Maler der Styl aus, welcher 
seine gesammte Darstellung mit harmonischer Gewalt um- 
fassen sollte, und er muss sich in solchen Fällen einem oft 
ziemlich gemeinen und ungeschickten Naturalismus in die 
Arme werfen. 
Auf ganz andern Pfaden ging damals die italienische 
Kunst ihrer höchsten Entwickelung entgegen. Schon Giotto 
hatte in der Menschengestalt mit ihren Bewegungen und Ge- 
berden eine mehr oder weniger organische Existenz auszu- 
drücken vermocht, die Darstellung des Geschehens der Vollen- 
dung nahe gebracht, und die Grundzüge geschaffen zu einer 
künstlerisch geordneten, schönen Composition. Zur Zeit 
dies Wilhelm von Köln hatten bereits Orcagna, Spinello von 
Arezzo, und d'Avanzo Veronese diese Elemente zur freisten 
und geistvollsten Behandlung von Gegenständen benützt, 
deren hoher und gewaltiger Conception die kölnische Schule 
nichts an die Seite zu stellen vermag. Dagegen lässt sich 
sehr bezweifeln, ob irgend einer dieser Maler an subjektiver 
Tiefe des Gefühls dem Stephan von Köln gleichgekommen sei.
	        
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