Volltext: Franz Kugler's Handbuch der Geschichte der Malerei seit Constantin dem Großen (Bd. 1)

Franz 
Theodor 
Kugler. 
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Gerüste angehöre, bemalt gewesen sei. Diese einfache und 
sehr plausible Annahme bestätigte sich ihm zunächst aus den 
Zeugnissen der Schriftsteller, die er klar und unbefangen 
prüfte, dann aber aus den Objecten. Hier War es mit der 
Gelehrsamkeit nicht gethan, hier konnte nur ein Geist helfen, 
der sich mit dem innersten Wesen der Kunstwerke im Ver- 
ständniss Wuggtg Sehr geistvoll und überzeugend schloss er 
von der Form und den die Form durchwaltenden und be- 
herrschenden Gesetzen auf diejenigen, welche bei der Farbe 
in Anwendung kommen musst.en. Die Schrift war von erheb- 
licher WVirkung und hatte den damaligen Waffenstillstand zur 
Folge. Es ist ein Zeichen von Kugleris Scharfblick, wenn 
er achtzehn Jahre später (1852), wo dieser Streit aufis neue 
entbrannte, noch mit einer Reihe von Nachträgen und Be- 
stätigilngen auftreten und nachweisen konnte, dass sein System 
in seinen Grundzügen annoch Bestand habe. 
Nun aber war es Zeit, selbst das gelobte Land der Künste 
aufzusuchen. Zum Theil machte Kugler die Reise dahin mit 
Gaudy. Selten wol hat jemand besser vorbereitet die trans- 
alpinische Halbinsel betreten. Nur dadurch und durch uner- 
müdlichen Fleiss, der vom Morgen bis in die Nacht nicht 
rastete, war es möglich, dass Kilgler in der kurzen Zeit von 
drei Monaten (wovon nur drei Wochen auf Rom kzimen) den 
reichen Stoff; den Italien der Kunstwissenschaft darbietet, im 
Wesentlichen in sich aufnehmen und sich neben die Kenner 
dieses wichtigsten der Kunstgebiete stellen konnte. Ein- 
gehendere Studien, die er im "Museum" veröffentlichte, machte 
er über die mailänderßchule, über die ältern Maler Neapels 
und über den Maler Gentile da Fabriano, zu welchen letz- 
tern eine Schrift des Marchese Ricci, die er übersetzte, Ver- 
anlassung gab.  
In dem zuerst genannten Aufsatze findet man eine scharfe 
und klare Charakteristik von Lionardo und seinen Schülern. 
Ergreifend ist die Schilderung, die der Verfasser von dem Ein- 
druck gibt, welchen das „Abend1nahl" auf ihn gemacht hat. 
"Denke dir einen Freund", heisst. es, „den du lange Jahre 
nicht gesehen hast; du hörtest, dass Krankheit und Alter seine
	        
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