Westphalen.
Norddeutschland.
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gemälde, welches einer lnschrift zufolge der frühern Zeit des
XV. Jahrhunderts angehört und in der lllitte den Tod der
BIa-ria, auf den Seitenbildern die Verkündigung und die An-
betung der Könige darstellt, hat nur die allgemeinen Kenn-
zeichen des Kölner Styles und ist in der Ausführung noch
mannigfach unbeholfen. Bedeutender ist ein zweites Ge-
mälde, Welches die Krönung der Maria und auf den Seiten,
in besonderen Abtheilungen, die beiden Patrone des Klosters,
St. Augustin und die heilige WValburg darstellt. Hier ist die
(lomposition des Bildes von grossartiger "Würde, der Aus-
druck in den Köpfen voll Anmuth, die Gewandung in edlem
einfachem Styl und. das Ganze erinnert bedeutend an die
Weise des Bieister Wilhelm. Zwei kleinere Gemälde, früher
lflügelthüren eines Tabernakels, die heil. Dorothea und
Ottilia darstellend, vermäihlen hiemit eine ausserordentliche
Grazie, welche der Weise des Fra Giovanni da Fiesole in
gewissem Grade verwandt ist.
Ein ähnliches Verhaltniss, wie bei den genannten, findet 3-
auch bei mehreren, in der Marienkirche zu Dortmund vor-
handenen Gemälden (neutestamentliche Scenen in halber
Lebensgrösse) statt, welche dort jedoch ihrem Untergange
Preis gegeben sein sollen. Von geringerer Arbeit sind die
Flügel des Hauptaltars der dortigen Rainoldskirche, mit 16
Darstellungen aus dem Leben Christi, und ein Bild des Ge-
kreuzigten in der Paulskirehe zu Soest. Im Ganzen zeigen
diese altwestfälischen Bilder lichte Färbung, schöne ovale
Köpfe und einen grossartigen Faltenwurff). Das Museum 4.
von Berlin besitzt aus derselben Schule einen Christuskopf
in einem goldenen, mantelförmigen Nimbus; zwölf andächtig
betende Engelfigiirehen füllen, je zu dreien, die Ecken aus.
Auch hier deutet die Behandlung mehr auf eine Einwirkung
Wilhelms als auf Stephan, besonders die ungemein reich ver-
sehrnolzene Modellirung des von oben beleuchteten Kopfes.
Es sind schöne, sanfte Züge, welche in der Sinnesweise etwa
99) Ueber andre westphälische Bilder
vcrgl. Waagen D. Kstblatt 1850. S. 305.
unter
kölnischem
Einfluss