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Franz
Theodor
Kugler.
redigirte, und im „Deutschen Kunstblatt", welches (1850-1858)
an die Stelle des ebengenannten Blattes trat, ununterbrochen
neben seiner übrigen Thätiglaeit fort. Er bedurfte eines solchen
literarischen Verkehrsvehikels. Denn es war seine Art, den
aufgefundenen Weg der Forschung sofort zum Nachschreiten
zu zeigen, die Gegenwart stets im Auge zu behalten und das
Fortkeimen der Saaten, die er ausstreute, zu überwachen,
In der Forschung war er gründlich und gewissenhaft; er
hasste die gewagten Behauptungen, die kühnen und uner-
wiesenen Hypothesen und das geistreiche Spielen mit den
Dingen. Gerade er, der so viel beobachtete und so klar und
tief in sein Gebiet hineinblickte, der mit der Fackel v0ran--
ging, er kannte das darin noch herrschende Dunkel und hatte
ein gutmüthiges Lächeln für die Sicherheit dilettirender Ge-
lehrten. Als Kritiker war er unbefangen, liess den Stand-
punkt seines Gegenstandes gelten und wusste ihm stets die
richtige Stelle im Ganzen anzuweisen. Keineswegs aber ent-
zogen ihn diese Arbeiten und die im Jahre 1833 vollzogene
Vermählung dem literarischen Kreise, der sich in llitzig's
Hause zusammenfand und in dem sich dazumal namentlich
Chamisso und Gaudy bewegten.
Im Frühjahr 1835 erschien seine Schrift: „Ueber die Po-
lychromie der griechischen Architektur und Sculptur und ihre
Grenzen" (Berlin). Gottfried Semper war von seinen Studien
auf classischem Boden zurückgekehrt und hatte seine Lehre
von der absoluten Bemalung aller, auch der edelsten Monu-
mente aus der besten Zeit mitgebracht; er legte sie in den
kunstwissenschaftlichen Kreisen vor und erweckte Enthusias-
mus und Opposition: Die Frage wurde zu einer der brennend-i
sten Streitfragen, und Kugler entschloss sich, eine Lösung zu
versuchen. Zwischen den Extremen der VOllkOIIlmenen Bunt-
heit und aller Verwerfung der Bemalung, Welches letztere
von seiten der Weimarer Kunstfreunde geschah. lag ohne
Zweifel die Wahrheit. Nun galt es aber, das richtigste Sy-
stem festzustellen. Sein Resultat war: dass alles Wesentliche
an der Architektur die Naturfarbe des Steins die weisse
gehabt, dasjenige aber, was nicht dem architektonischen