Volltext: Franz Kugler's Handbuch der Geschichte der Malerei seit Constantin dem Großen (Bd. 1)

Schule 
des 
Stephan 
Köln. 
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nichts zu bemerken. Der Typus, selbst der drei himmlischen 
Figuren, weicht in Formen und Ausdruck, namentlich auch 
in der starken, dunkelu und schweren Färbung Weit von dem 
seinigen ab. Noch mehr spricht die ganze Auffassung des 
Gegenstandes dagegen. Statt der hohen Idealität, Würde und 
Innigkeit des Dombildmeisters herrscht hier eine abenteuer- 
liche, phantastische Laune, welche bis tief in das Barocke 
geht und sich rein realistischer Formen bedient. Die Seligen, 
an deren Ausdruck die ganze Grösse Stephans hervortreten 
müsste, sind in dieser Beziehung gerade das Schwächste im 
Bilde, obschon das mehr oder weniger in Stephans Weise be- 
handelte Nackte eine im Verhältniss bedeutende Körperkcnnt- 
niss und Vollendung zeigt. Auch die Engel sind zwar hübsch, 
aber von dem hinreissendcn Liebreiz des Stephan weit ent- 
fernt. In den Gesichtern und Geberden der Verdammten ist 
das Entsetzen lebendig und grell ausgedrückt; in den bestia- 
lischen Teufelsqtialen aber ergeht sich eine Phantasie, welche 
der Tollheit eines Hieronymus Bosch nicht unwürdig zur 
Seite stände   Aehnliches lässt sich von den Innenbildern 7. 
sagen, welche in zwölf Abtheilungen das Marterthum der 
Apostel darstellen und im Städelschen Institut zu Frank- 
furt a. M. getrennt aufbewahrt werden. Der Maler bewegt 
sich mit ganz entschiedenem Wohlgefallen in den scheuss- 
lichsten Barbareien, welche bei der Hinrichtung des h. Bar- 
tholomäus ihre Spitze erreichen. Ein zerlumpter Kerl wetzt 
behaglich sein Messer, ein Anderer reisst dem Heiligen die 
Haut vom Arme und hält dabei sein Messer zwischen den 
Zähnen, ein Dritter ergiebt sich höhnischem Jauchzen; ein 
Vierter wartet wohlgefällig lächelnd, bis er seine Pfeffer- 
büchse auf den Geschundenen ausschütten kann u. dgl. m. 
Diess und alles Aehnliche ist übrigens mit grossem Talent 
zur Erscheinung gebracht, und die Leidenschaft zwar gemein 
aber energisch ausgedrückt. Es ist einer der frühsten und 
zugleich wildesten Versuche der halbfreigewordenen Kunst, 
L 
ü) Nach dem Costum der Stifterpoxträts dürfte die 
wie Waagen bemerkte, zwischen 1450 u. 1460 fallen. 
Ausführung,
	        
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