Volltext: Franz Kugler's Handbuch der Geschichte der Malerei seit Constantin dem Großen (Bd. 1)

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Buch II. 
Mittelalter. Der Norden. 
Gothischer Styl. 
ihr sitzt das bekleidete Christuskind in den Blumen und spielt 
auf einem Hackbrett, das ihm eine heilige Frau hinreicht. 
Eine zweite schöpft WVasser aus einem Brunnen, eine dritte 
pHückt Kirschen in einen grossen Korb. Auf der andern 
Seite sitzen der Erzengel Michael, den Kopf bequem in die 
Hand gestützt, und St. Georg; neben jenem kauert ein Aeffi- 
chen, neben diesem liegt der kleine Drache überwunden auf 
dem Rücken. Ein anderer Heiliger lehnt hinter ihnen hor- 
chend an einem Baumstamm. Der Garten, von Blumen, 
Vögelchen u. dgl. wimmelnd, ist mit einer Bllzmer gegen die 
Aussenwelt abgeschlossen. Die Auffassung der Gestalten und 
der sehr ausgesprochene Sinn für das Liebliche deuten auf 
nahe Verwandtschaft mit Stephan, nur fehlt in Bewegungen 
und Gewändern das Freie und Fliessende und in den (etwas 
6. bunten) Farben die harmonische Weichheit desselben.  Ein 
Werk, "welches man lange Zeit. dem Stephan zuschrieb, das 
jedoch unmöglich von seiner Hand, wohl aber von der eines 
nur wenig jüngern Zeitgenossen oder Schülers sein kann, ist 
das grosse Altarwerk der St. Laurentiuskirche zu Köln, 
gegenwärtig an drei verschiedenen Qrten zerstreut. Das 
Mittelbild desselben, im Kölner Museum befindlich, stellt das 
jüngste Gericht dar: Christus auf dem Regenbogen thronend, 
Maria und der Täufer Johannes zu seinen Seiten; kleine 
Engel mit Posaunen, Passionswerkzeugen u. s. w. umgeben 
ihn. Ünterwärts kommt eine grosse nackte Schaar aus einer 
Schlucht hervor, um von zahlreichen Teufeln mit einer Kette 
umschlossen und in die Hölle gezerrt zu werden, Vorn sieht 
man die Auferstehenden aus ihren Gräbern steigend und 
ebenfalls meist von sehr phantastischen Teufeln in Empfang 
genommen. Rechts, in der Hölle selbst, unter grossen Flam- 
mengebätiden, Wartet Satan der Ankommenden und die man- 
nigfaltigsten Martern beginnen. Links öffnet sich das pracht- 
volle gothische Portal des Paradieses, auf dessen Zinnen sin- 
gende Engel; Petrus mit Hülfe anderer Engel empfängt die 
nackten Seligen; andere von diesen werden durch Engel gegen 
die heranspringenden Teufel vertheidigt.  Vom Style des 
Stephan ist hier mit Ausnahme der Aeusserlichkeiten gar
	        
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