Stephan von Köln.
Das Dombild.
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im Jahre 1425 die Juden aus der Stadt gewiesen; im folgen-
den Jahr liess er'an die Stelle ihrer Synagoge nächst dem
Rathhause eine Kapelle bauen und mit. einem Altar versehen,
"damit statt der Unehre und Sehmähung, welche einst an
dieser Stätte Gott dem Herrn und seiner lüften Mutter Maria
bewiesen werden, ihnen jetzt alle Ehre und Andacht darge-
boten werde Es handelte sich also darum, die Königin
des Himmels in höehsterGrlorie, umgeben von den Werthesten
Heiligen der Stadt, mit allen Mitteln der Kunst auf die Wür-
digste iVeise darzustellen. Das Werk besteht bekanntlich 2,
aus einem Mittelbilde mit Flügeln, auf denen, wenn sie ge-
schlossen sind, die Verkündigung Maria dargestellt ist. Im
Innern sieht man, auf dem Mittelbilde, die Anbetung der
Könige: die heil. Jungfrau auf dem Throne sitzend und von
einem langen, dunkelblauen, mit Hermelin gefütterten Mantel
umiiossen; zu ihren Seiten die beiden ältern Könige knieend,
der jüngere und die Personen des Gefolges umhergereiht.
Auf den Seitentafeln sind die übrigen Stadtpatrone (largestellt,
zur Rechten der heil. Gereon in goldenem Panzer und blau-
sammtnem Wappenrock, mit seinen Kriegsgesellen in den
Trachten jener Zeit; zur Linken die heil. Ursula mit ihren
i?) Worte der Urkunde vom Jahre 1426, nach gütiger Mittheilung
des Obersekretärs Herrn P. Fuchs. Die Jahrzahl 1110, welche man
aus gewissen Zeichen auf dem Bilde selbst herausgedcutet, fällt hiermit
dahin. (Andere lasen dieselben Zeichen als Namen des Künstlers
M (agister) NOX). Ebenso verhält es sich mit dem Namen Philipp
K alf, welchen nlan in den willkürlichen Zügen einiger Ornamente zu
erkennen glaubte. Die oben erwähnte Stelle aus dem Tagebuche
Albrecht Diirers, welche sich fiiglich nur auf das jetzige Dombild be-
ziehen kann, hat den Namen des Meister Stephan hinlänglich fest-
gestellt, (Vergl. oben.) Vor der Raubsucht französischer Commis-
Sarien glücklich im Rathhausthurme gerettet, hat das Werk doch bei
mehrmaliger Restauration dergestalt gelitten, dass es an sehr vielen
Stellen kaum noch einen kümmerlichen Eindruck der ehemaligen
Schönheit giebp Im Jahre 1810 erhielt es seine jetzige Stelle in der
Agneskapelle des Domchors. Eine Abbildung sammt einem Aufsatze
Wallrafs im "Taschenbuch für Freunde altdeutseher Zeit und Kunst
auf das Jahr 1315i Vgl, M. J. de Noel, der Dom zu Köln,
2. Auflage, S. 59 u. f.
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