Schule Wilhelms.
Stefan von Köln.
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nung der ziemlich verschiedenartigen, auf einem Raume ver-
einigten Handlungen, und die Gruppe der heiligen Frauen,
welche um die hinsinkende Maria beschäftigt sind, ist sogar
bis zu grosser Schönheit ausgebildet. Die kleinen Engelchen,
welche auch hier die Luft erfüllen, schwingen sich mit den
Geberden des leidenschaftlichsten Schmerzes um das Kreuz.
Der Ton ist weisser und matter als bei Wilhelm, die Köpfe
von geringerm Liebreiz, die Gewandung übrigens sorgfältig
und mehr dem Zeitcostüm entsprechend. Von derselben 6.
Hand scheint das zierliche Flügelaltärchen hcrzurühren, wel-
ches in der Galerie des Berliner Museums dem Wilhelm
selbst zugeschrieben ist, und auf dem Mittelbilde die heil."
Jungfrau mit andern weiblichen Heiligen auf einer Wiese
sitzend (ein Lieblingsgegenstand dieser Schule) und auf den
Flügeln ebenfalls Weibliche Heilige enthält. Eine grosse 7_
Tafel des Museums von Darmstadtf), der Gekreuzigte zwi-
schen Engeln, Heiligen und Donatoren, ist offenbar von einem
Schüler Wilhelms, aber ohne das Seelenvolle in dessen Köpfen
gemalt. Eine hieher gehörende Tafel mit vier Aposteln in
der llloritzkapelle zu Nürnberg zeichnet sich durch reine und
schöne Gewandmotive aus. In der Münchner Pinakothek s,
sind vier kleinere Bilder, Verkündigung, Heimsuchung, Ge-
burt Christi und Anbetung der Könige (3, 6, 7, 8), von einem
der vorzüglichern Nachfolger Wilhelms, ein (getrenntes) Al-
tarwerk dagegen (4, 5, 9), welches einen Christus am Kreuz
zwischen den Aposteln in halber Lebensgrösse darstellt,
Wovon je drei auf die Flügel kommen, von einer geringem
Hand. Auch ein grosses Altarbild in der Kirche zu Kirchsahr 9.
(unweit Altenahr) scheint von einem Schüler des Wilhelm
gemalt zu sein; es stellt in der Mitte die Kreuzigung, an
den Seiten andere Begebenheiten der Passion in ziemlich
derb gehaltenen Formen darf"). An einigen Pfeilern der10.
St. Cunibertskirche zu Köln befinden sich stark übermalte
grosse Heiligenflguren, Welche im Ganzen die Auffassung-
i?) Beschrieben von P a. ssavant, Kunstblatt
H) s. Kinkel: die Ahr, s. aus.
1841, N0.