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Buch II. Mittelalter.
Der Norden.
Goihischer Styl.
2. Einem der erstern mag ein grosses Altarblatt auf Gold-
grund im Museum zu Köln der Gekreuzigte zwischen sie-
ben Heiligen angehören. Körperverhältnisse, Gewand-
motive und manches Andere erinnert an Wilhelm, nuf fehlt
das ideale Gefühl, die Würde der Stellungen, die hohe An-
muth der Köpfe des letztern; die Engelchen, welche das Cru-
eifix umsehweben, sind den seinigen äusserlich und ohne
Grazie nachgeahmt; auch deutet eine gewisse Schwere in
den Gewändern und eine grelle Körperlichkeit der Farbe auf
einen noch vom alten Styl ausgehenden Maler hin. Viel-
leicht von derselben Hand ist ein Christuskopf auf dem
Sehweisstuch, in der Sammlung des verstorbenen Dr. Kerp
zu Köln, und ein Altarwerk des dortigen Museums, welches
ebenfalls einen Gekreuzigten zwischen Pleiligen und auf den
3. Flügeln abermals Heilige enthält. Andern Zeitgenossen
des Meisters darf man folgende Bilder zuschreiben: zwei Ta-
feln aus einer Passion, Christus am Oelberg und Christus
vor Pilatus, im Museum zu Köln, ausgezeichnet durch gross-
artig alterthümliehe, etwa dem Giotto verwandte Gewand-
motive ; zwei Flügelbilder, ebenda, mit Verkündigung, Dar-
stellung und Tod der h. Jungfrau, nebst vier Heiligen, etwas
derb und kräftig; zwei Tafeln im Quersehiff" von S. Cu-
nibert zu Köln, mit mehrern Heiligen, u. a. m.
4. Andere Meister erscheinen geradezu als Schüler und
Nachfolger Wilhelms. Ein Altärehen im Besitz des Herrn
Bauinspeetor von Lassaulx in Coblenz ist hier vor Allem
interessant, indem es die Einseitigkeit und die Grösse der
Schule nebeneinander offenbart. Das Mittelbild enthält die
Anbetung der Könige, die Flügelbilder Heilige. WVährend
nun in den Körperverhältnissen die grössten Mängel be-
sonders kleine Arme und grosse Köpfe zum Vorschein
kommen, sind die Gesichter von der höchsten Grazie und
Schönheit in der Art des Wilhelm, dessen weicher Farben-
schmelz hier ebenfalls auf das Glückliehste nachgeahmt ist.
Eine ganz andere Seite zeigt die Schule Wilhelms in
einer grossen figurenreichen Kreuzigung des Kölner Museums.
Hier überrascht hauptsächlich die xsnhlausgesonnene Anord-