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Kölnische
Schule.
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flossene Kind, in der Höhe drei singende Engel; unten beten
ein Papst, ein Bischof und die Stifter vor dem todten Christus,
Alles auf Goldgrund. Die edeln, feinen Köpfe haben noch
viel von der Darstellungsweise des Tuchefschen Hochaltars,
sind aber zarter ausgebildet; die Falten sind fein und gerad-
linig; ganz besonders schön ist der im Grabe stehende
Christus. Aus derselben Zeit stammen zwei Grabtafeln in 9-
S. Sebald, wovon die eine (am rechten Pfeiler vor dem Hoch-
altar) auf Goldgrund die Anbetung der Hirten mit einer
überaus schönen und innigen Madonna, und die zahlreiche
Familie des Stifters enthält. Die andere, noch vorzügliohere
(am Pfeiler gegenüber) stellt die noch jugendliche S. Anna
mit Nfaria und dem Christuskind auf dem Schoosse, zu den
Seiten zwei andere Heilige dar, von welchen der eine, S. Ni-
colaus, von besonders Würdevollem Charakter ist. Ein (jetzt 10.
getrenntes) Altarwerk in der Galerie auf der Burg in der
Mitte Christus am Oelberge, auf den Flügeln andere Scenen
der Passion zeigt den Uebergang aus der gothischen
Kunstweise in die spätere realistische, Welche in der Itlolge
hauptsächlich durch Michael Wohlgemuth repräsentirt" wird.
Der erstern gehören die noch immer edeln Köpfe der heiligen
Figuren, der letztern die rohen, karrikirten Gestalten der
YVidersacher und die vielgcbroehenen, knittrigen Gewand-
falten an. Ausserhalb Nürnbergs kommen Bilder dieser11__
Schule nicht häufig vor. Doch besitzt das Museum von Berlin
zwei innere und zwei äussere Flügelbilder von ausgezeich-
netem Werthe, aus der Blüthezeit der Schule (um 1400);
jene enthalten eine jungfräulich schöne Madonna und den h.
Petrus Martyr, diese Johannes den Täufer und die h. Elisa-
beth von Thüringen, sämmtlich von sehr durchgebildeten
Charakterenf
ä. 74. Am spätesten und am reichsten entwickelt sich
die Schule von Köln, welche wohl als der Gipfelpunkt
der gothischen Malerei anzusehen ist. Als ihre höchste
Blüthezeit sind die letzten zwei Jahrzehnte des XIV. Jahr-
hunderts und die ersten drei des XV. anzunehmen. Der
Charakter ihres Styles hat seinen wesentlichen Grund in der
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