Volltext: Franz Kugler's Handbuch der Geschichte der Malerei seit Constantin dem Großen (Bd. 1)

Alte 
Nürnberger 
Schule. 
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überhaupt das Plastische, die allseitige Bezeichnung der 
Formen, wesentlich vorherrscht. Nicht nur behält hier der 
Umriss seine Herrschaft ungleich mehr als in Prag und in 
Köln; die Formen sind überhaupt bestimmter und minder 
verschwommen, alle Theile stärker modellirt, die Farben der 
Gewänder tiefer. In allen übrigen Beziehungen stehen diese 
VvTerke den böhmischen ebenbürtig oder überlegen da. Die 
Gewandung fällt in weichen, schön und grossartig geordneten 
Iilalten; die Körperverhtiltnisse sind ungleich anmuthiger und 
schlanker; in den Köpfen zeigt sich ein Streben nach idealer 
Schönheit, nach dem Ausdruck frommer Reinheit und Milde, 
welches mit der dieser Schule eigenen Formenschärfe ver-  
bunden, einzelne Charakterköpfe von höchstem Werthe hervor- 
gebracht hat. 
WVir beginnen die Reihe der betreffenden Werke billig 3_ 
mit demjenigen, welches den Zusammenhang dieser Maler- 
schule mit den Bildwerken Schonhofers andeutet. Es ist 
dies der sog. Imhoffsche Altar, jetzt in der Gemäldesamm- 
lung der Burg zu Nürnberg, welcher nicht lange nach 1361 
entstanden sein möchte; er besteht aus einem Mittelbilde 
(Krönung Maria) sammt Rückseitenbild (der todte Christus) 
und vier doppelt bemalten Flügeln (acht Apestelgestalten), 
siimmtlich getrennt aufgestellt. In der Krönung Mariä, tauf 
Goldgrund) sind besonders die Köpfe von edelster Bildung; 
Neigung und Gebcrde der Jungfrau sind überaus zart ge- 
dacht, der Ausdruck überhaupt mild und anmuthsvoll. Das 
Rückseitenbild vwie in der Regel die Bilder der Aussenseiten, 
nicht auf Goldgrund, sondern auf farbigem, hier rothem 
Grunde) ist schwächer und minder sorgsam in der Aus- 
führung, zeichnet sich aber durch die würdige Trauer der 
Madonna und durch den herrlichen Kopf des todten Christus 
aus.  An der Sakristeiwantl der Lorenzkirche hängt ein 4, 
dem eben genannten nahe verwandtes Bild: Madonna mit 
dem Kinde und vier Cherubim, unten die Bildnisse der Stifter. 
Auch hier liegt in dem schönen Oval des Kopfes der Haupt.- 
figur die edelste Anmuth, die Formen des Kindes sind völlig 
und ausgebildet, die Charaktere der Porträts von grosserEnt- 
Kugler Malerei L 17
	        
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