Volltext: Franz Kugler's Handbuch der Geschichte der Malerei seit Constantin dem Großen (Bd. 1)

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Buch II. 
Mittelalter. 
Der Norden. 
Gothischer Styl. 
bild den Tod der Maria enthält, mag dieser weitern Ent- 
wicklung der Schule im XV. Jahrhundert angehören  
 ä. 73. Wenn sich bei dieser Prager Schule einige chro- 
nologische und geschichtliche Anhaltspunkte fanden, so sieht 
man sich bei den übrigen schulmässig verschiedenen Gruppen 
deutscher Gemälde von der historischen Ueberlieferung fast 
gänzlich verlassen. Was gegenwärtig in diesen Dingen gül- 
tige Ansicht ist, beruht auf einer Combination der Stylver- 
schiedenheiten mit dem Fundort und einzelnen zerstreuten 
Namen und Jahrzahlen. Doch ist. so viel als gewiss anzu- 
nehmen, dass die Prager Schule das neue Darstellungssystem 
des spätem gothischen Styles am frühsten durchgeführt hat, 
dass Wenigstens die höchste Blüthezeit der entwickeltern 
gothischen Malerei in Nürnberg und Köln um mehrere 
Jahrzehnde später fallt. 
Z Am wenigsten Weiss man von der  nach ihren Werken 
zu urtheilen  sehr bedeutenden und thätigen Schule von 
Nürnberg"). Hier hatte die gothische Sculptur seit der 
Mitte des XIV. Jahrhunderts mit Sobald Schonhofer 
eine hohe und eigenthümliehe Ausbildung erreicht, welche 
nicht ohne Einwirkung auf die Malerei bleiben konnte. Die 
Figuren des „sehönen Brunnens" auf dem Markte zeigen, 
wie sehr Adel der Formen, Sinn für schöne Linien, Leben- 
digkeit des Ausdruckes und Kenntniss des Nackten diesem 
Bildhauer zu Gebote stand. Nun ist es nicht ohne Bedeu- 
tung, dass diese Sculpturen mit einem der ältesten und vor- 
züglichsten Altarwerke dieses Styles eine grosse Aehnlich- 
keit haben und dass in den folgenden Nürnberger Malereien 
i?) Interessante Reste von Malereien in Polen, namentlich ein 
Altarbild, den Truchsess von Krakau lBi-anicki, 1' 1425, vor der M3, 
doxma. kniend, aus der Kirche zu Rusczeza bei Krakau u. a. bringt ein 
prächtig ausgestattetes Werk: Przezdzieeki A. et Ewläastatviecki, 
Mojnumens du Moyen-äge et de la Renaissance (Zans Fancienne Po- 
logne, depuis les temps les plus reculäs jusqvfä la fin du X VII, 
Siäcle 4. Varsovie 1855. 
M) Vgl. Waagen, a. a. O. I. S. 163 u. f.  v. Rettberg, Nürn- 
berger Biiefe, S. 176 u. f. 
	        
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