Volltext: Franz Kugler's Handbuch der Geschichte der Malerei seit Constantin dem Großen (Bd. 1)

Miniaturen 
der 
Prager 
Schule. 
255 
Dagegen geben die llrliniaturen zweier Gebetbücher des 5- 
Erzbischofs Ernst. von Prag (aus dem Hause Pardubic 
1' 1350, namentlich das Eine von der Hand eines "Sbinko 
de Trotina" im Vaterländischen Museum zu Prag, das an" 
dere beim Fürsten Lobkowitz ebendaselbst) nicht nur 
von einer hohen Ausbildung der böhmischen lliiälefsühllle 
(nebst weichem modellirenden Vortrag) schon vor der Mitte 
des 14. Jahrhunderts ein glänzendes Zeugniss, sondern deuten 
auch auf directen Zusammenhang mit französisch-niederlän- 
discher Kunstübung. Selbst Vorgänge aus dem Leben wer- 
den in einer böhmischen Handschrift vom J. 1373 (die Schrift 
eines Thomas Sitny von christlicher Wahrheit enthaltend, 
Ünivers-Bibl. zu Prag) mit Lebendigkeit, Geschmack und 
Schönheitssinn behandelta"). Nahe hieran schliesst sich die 
berühmte deutsche Bibelübersetzung der k. k. Bibl. zu Wien, 
deutschen Einfluss verrathend, und ein Missal ebendaselbst 
(für Erzbischof Sbinko von Prag T 1411) zeigt noch im An- 
fang des 15. Jahrhunderts die böhmische Schule im F ort- 
schreiten begriffen. 
Auch die Kunst der Nebenländer Böhmens erfuhr eine 5, 
gewisse Einwirkung von der Prager Schule her. Einen sehr 
tüchtigen Künstler lässt uns ein Evangeliaritlm in der k. k. 
Bibliothek zu Wien (im J. 1368 vollendet) in Johannes de 
Oppavia (Troppau?), Canonicus von Brünn kennen. Zwei 
kleine aus Schlesien stammende Bildchen des Berliner Mu- 
seums, eine Kreuzigung und eine Dornenkrönung zeigen ähn- 
liche schwere Formen und weissgrauen Ton, wie die böh- 
mischen Werke, dabei aber in den Köpfen eine technische 
und physiognomische Durchführung, welche sie vielleicht erst 
der Mitte des XV. Jahrhunderts zuweist.  In Böhmen 7. 
selbst scheint sich die Malerei nach dem Hussitenkriege Wie- 
der an die frühere Darstellungsweise der ältern Prager an- 
geschlossen zu haben. Ein Altargemäldemit Flügeln, in der 
ständischen Galerie zu Prag (XV, N0. 77), WOVOII das Whitel- 
Waagen im D. 
Kunstblatt 1850 
289 u. 298.
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.