Volltext: Franz Kugler's Handbuch der Geschichte der Malerei seit Constantin dem Großen (Bd. 1)

Prager 
Schule. 
Karlstein, 
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im Durchschnitt. an edlerem, feinerem Formensinn; plumpe, 
schwerfäillige Bildungen zeigen sich öfter als anderwärts in 
den Gemälden des XIV. Jahrhunderts. Vielleicht tritt hierin 
die Einwirkung einer vorhergehenden einheimisch czechischen 
Malerei zu Tage, von welcher sonst beinahe kein Denkmal 
bekannt ist. Indess zeigen auch manche Gestalten Theodo- 
richs bei aller Schwere eine grosse und eigcnthümliche Würde 
und Milde und im Einzelnen glückliche Anläufe zu einer 
naturalistischen Auffassung; auch ist er erweislich einer der 
Ersten gewesen, welche eine mehr oder Weniger durchgeführte 
Modellirung erstrebten. Er gerieth dabei, wie diess bei neuen 
Kunstrichtungen sich öfter zeigt, sogar in eine bedeutende 
Üebertreibung, in das Unbestimmte, Geschwollene, Muskel- 
lose. Andere Bilder seiner Hand, welche wenigstens zum 4. 
Theil aus Karlstein stammen, zeigen seine Eigenthümlichkeit 
in günstigerem Licht. So z. B. ein Altargemälde der stan- 
dischen Gallerie zu Prag (XV, N0. 33) in zwei Abtheilungen: 
oben die Madonna mit. dem Kinde, vor Welcher Carl IV. mit 
seinem Sohn WVenceslaus kniet, zwei Heilige zu ihren Seiten; 
unten der Prager Erzbischof Oczko von VVlassim und vier 
böhmische Heilige neben ihm. Hier offenbart sich in den 
jugendlichen Gesichtern jene Weichheit, die bereits an An- 
muth grenzt; auch die Gewandung ist sehr weich gehalten. 
In der Sammlung des Belvedere zu Wien befinden sich die 
Halbfiguren zweier Kirchenlehrer"), in bischöiiichem Gewand, 
vor ihren Schreibpulten stehend, die Köpfe von einer ge- 
wissen grandiosen Würde, die Gewandung breit behandelt, 
der Farbenton kräftig und klar.  Von einer andern Hand, 5. 
wahrscheinlich von Nicolaus Wurmser von Strass- 
b urg, rühren in derselben Kreuzkapelle die grossen Fresken 
an den tonnenartigen Üeberwölbungen der (ziemlich tiefen) 
Fenster-mischen her, welche Scenen und einzelne Gestalten 
des neuen Testamentes darstellen. In Linien, Modellirung 
und Färbung zeigt sich hier ebenfalls die grösste Weichheit; 
die massige Schwere des Theodorich erscheint sehr gemildert; 
Passavant,
	        
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