Volltext: Franz Kugler's Handbuch der Geschichte der Malerei seit Constantin dem Großen (Bd. 1)

Prager Schule. 
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erkennen glaubt; ähnlich wie die damalige Mystik als eine 
der höchsten Blüthen der mittelalterlichen Andacht erscheint, 
obschon sie eine durchaus subjektive undnwenn nicht unkirch- 
liche, doch ausserkirehliche Vertiefung in göttlichen Dingen 
gewesen 1st.  
ä. 71. Die älteste Gruppe von Malern, welche das ganz 1. 
bestimmte Bild einer Schule giebt, besteht aus den theils 
läölllllisehen, theils und hauptsächlich nach Böhmen berufenen 
Künstlern unter der Regierung Kaiser Carls IV. (1346-78), 
welche man jetzt gewöhnlich unter der Bezeichnung der 
Prager Schule zusammenfasst ü). Namen und einzelne mehr 
oder weniger sichere Arbeiten kennt man von Theqdorich 
von Prag (blühte 1348-75), Nieolaus Wurmser von 
Strassburg (lebte in Prag nachweisbar 1357_6O) und 
Kuntze"). Ausser ihnen Endet sich auf mehrern zu jener 
Zeit gefertigten Tafeln der Name des Italieners Thomas 
von Mutina. Im Ganzen genommen war es jedoch eine 
deutsche Künstlereolonie in einem vorherrschend slavischen 
ü) Fiorillo, a. a. O. I. S. 126 u. f-Hirt: Kunstbemerkimgen 
auf einer Reise etc. nach Dresden und Prag, S. 175 u. f.  Kunstblatt 
1841, N0. S7. u. f. (Aufsatz von J. D. Passavant: Beiträge zur 
Kenntniss der alten Malerschulen in Deutschland vom XIII. bis in das 
XVl. Jahrhundert.) Ueber die ältesten Denkmale der Malerei in 
Böhmen, Miniaturen aus dem XI. Jahrli. in der Universitätsbibliothek 
und dem vater1änd.'Museum, andre aus dem XIV. Jahrh. an den 
ebengenannten Orten und in der Bibliothek Lobkowitz (sämmtlich in 
Prag.) vergl. Waagen im D. Kunstblatt 1850. S. 129 ff. u. 148 fi, 
u, 155 H. Ueber interessante Wandmalereien in der Burg zu Neuhaus 
vergl. Wocel „Die Wandgemälde der St. Georgslegende", Wien, 1859 
bei Carl Gerold. 
 w) Passavant- a. a. O. folgert aus den Worten einer alten Auf- 
Zeichnung vom Jahre 1310: Czmzel bohemus frater Nicolai pictoris, 
dass Kuntze der Bruder Wurmsers gewesen sei und dass Beide schon 
zu Anfang des XIV. Jahrhunderts in Böhmen gearbeitet hätten. Allein 
diess wäre schon in Betracht ihres Styles höchst auEallend, auch müsste 
Cunze] in diesem Falle wohl ein Deutscher, nicht ein Bölnne heissen. 
Wir möchten viel eher an einen frühem Maler Nicolaus und an ein 
zufälliges (allerdings sonderbares) Zusammentreffen der beiden Namen 
denken.
	        
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