Volltext: Franz Kugler's Handbuch der Geschichte der Malerei seit Constantin dem Großen (Bd. 1)

Deutsche Miniaturen. 
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zelnen Darstellungen, eine geistreichere, lebendigere Auffas- 
sung derselben aus. Bald wird der Dichter allein, bald mit 
der Geliebten, bald als rüstiger Jäger oder als rifterlicher 
Krieger u. s. w. vorgeführt. Trcfflich ist bei Einigen das 
dichterische Sinnen und Träumen in Stellung und Geberde 
ausgedrückt, wie z. B. beim Heinrich von Veldeck, der ZWi- 
schon Blumen und Vögeln dasitzt und das Gesicht gedanken- 
voll in die Hand stützt, ähnlich bei Reimar von Zweter, der 
auf erhöhtem Schemel sitzend zweien emsigen Schreibern dik- 
tirt. Sehr anmuthig ist das Bild des Hardeckers gedacht, 
der mit dem Falken auf der Faust unter einem Baume liegt, 
das Haupt im Schoosse der Geliebten, die sich liebevoll über 
ihn neigt. U. a. In. Freilich ist die Bewegung, besonders 
bei schwierigem Stellungen, nicht immer naturgemäss und be- 
quem, wie diess z. B. namentlich an dem letzterwähnten Bilde 
und in mehrern Darstellungen von Kämpfen und Jagden 
sichtbar wird;  insbesondere sind die Pferde missrathen; 
doch zeigt sich im Allgemeinen schon ein ziemlich lauterer 
Forxnensinn und auch die Gewandung bewegt sich meist in 
schönen, wohlverstandenen Linien. Üebrigens lässt sich, was 
in einer so reichen Handschrift nicht befrcmden kann, eine 
bessere und eine geringere Hand unterscheiden.  Sehr zier- 5. 
lich ausgeführte Miniaturen befinden sich in der schönen 
Handschrift des Wilhelm von Oranse, vom Jahre 1334, die 
in der öffentlichen Bibliothek zu Cassel aufbewahrt wirdö). 
Hier tragen die Darstellungen das Gepräge einer lieblichen, 
zarten Naivetät und schönen Milde des Ausdruckes; in der 
Gewandung kommen im Einzelnen treffliche und geschmack- 
volle Motive vor. 
ü) Museum 
1844, N0. 
353
	        
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