Deutsche Miniaturen.
247
zelnen Darstellungen, eine geistreichere, lebendigere Auffas-
sung derselben aus. Bald wird der Dichter allein, bald mit
der Geliebten, bald als rüstiger Jäger oder als rifterlicher
Krieger u. s. w. vorgeführt. Trcfflich ist bei Einigen das
dichterische Sinnen und Träumen in Stellung und Geberde
ausgedrückt, wie z. B. beim Heinrich von Veldeck, der ZWi-
schon Blumen und Vögeln dasitzt und das Gesicht gedanken-
voll in die Hand stützt, ähnlich bei Reimar von Zweter, der
auf erhöhtem Schemel sitzend zweien emsigen Schreibern dik-
tirt. Sehr anmuthig ist das Bild des Hardeckers gedacht,
der mit dem Falken auf der Faust unter einem Baume liegt,
das Haupt im Schoosse der Geliebten, die sich liebevoll über
ihn neigt. U. a. In. Freilich ist die Bewegung, besonders
bei schwierigem Stellungen, nicht immer naturgemäss und be-
quem, wie diess z. B. namentlich an dem letzterwähnten Bilde
und in mehrern Darstellungen von Kämpfen und Jagden
sichtbar wird; insbesondere sind die Pferde missrathen;
doch zeigt sich im Allgemeinen schon ein ziemlich lauterer
Forxnensinn und auch die Gewandung bewegt sich meist in
schönen, wohlverstandenen Linien. Üebrigens lässt sich, was
in einer so reichen Handschrift nicht befrcmden kann, eine
bessere und eine geringere Hand unterscheiden. Sehr zier- 5.
lich ausgeführte Miniaturen befinden sich in der schönen
Handschrift des Wilhelm von Oranse, vom Jahre 1334, die
in der öffentlichen Bibliothek zu Cassel aufbewahrt wirdö).
Hier tragen die Darstellungen das Gepräge einer lieblichen,
zarten Naivetät und schönen Milde des Ausdruckes; in der
Gewandung kommen im Einzelnen treffliche und geschmack-
volle Motive vor.
ü) Museum
1844, N0.
353