gßaes.
Teppiche.
Fastentücher.
Deutsche Miniaturen.
245
genaue Betrachtung verdienen, kolossale gemalte (oder auch
gewirktc) Vorhänge, womit man in der Fastenzeit das Chor
mit dem Hochaltai- von der übrigen Kirche trennte, ein Ge-
brauch, der auch jetzt noch hie und da. vorkömmt. Natürlich
sind alte Exemplare äusserst selten. Die Apostelkirche in
Iiöln besitzt noch ein auf Leinwand gemaltes Fragment des
Sogenannten Fastentuches der Riehmodis von Adocht, welches
dem XIIL Jgllu-hundeyt angehören dürfte, Während die an-
gebliche Stifterin erst im XIV. Jahrhundert lebte. Das Vor-
handene, über 6' breit und gegen 9' hoch, scheint der Ueber-
rest einer Himmelfahrt Christi zu sein; man sieht sechs
Apostel, in ihrer Mitte Maria, beinahe in Lebensgrösse; unten
enthält ein breiter Ornamentstreif u. a, die Gestalt der knien-
den Donatorin, in den Ecken die Zeichen der Evangelisten.
Das Ganze zeigt einen edeln und sehr frühen gothischen Styl,
welcher auch den YVandbildern im Domchor vorangehen
möchte. Ein anderes, anscheinend sehr altes Fastentuch
war noch vor einigen Jahren im Freiburger hlünster in
Gebrauch.
ä. 69. Deutsche llliniattiren des gothischen Styles sind 1.
im Ganzen derber und roher ausgeführt als die französischen
und niederländischen; hauptsächlich sind die Umrisse. dicker,
die Schattirung geringer und die Farben grellerx). Doch
fehlt es nicht an den schönsten und anmuthigsten Intentionen,
welche durch sprechende, höchst lebendige (wenn auch oft
übertriebene) Bewegungen ausgedrückt sind, während die
Köpfe nur eine sehr allgemeine und iiüchtige typische Be-
handlung zeigen. Der Reichthum an gemüthlichen und phan-
tastischen Erfindungen und die" grosse Entschiedenheit des
Styles verleihen diesen Arbeiten immer einen bedeutenden
Reiz, so nachlässig sie auf den ersten Blick erscheinen mö-
gen. Zu den frühesten Beispielen gehören die Bilder, 2.
welche die in der Hofbibliothek zu München befindliche
Handschrift des Tristan von Gottfried von Strassburg
i
Waagen
Kunstw. und Künstler in Engl.
und Paris, 111.,