Volltext: Franz Kugler's Handbuch der Geschichte der Malerei seit Constantin dem Großen (Bd. 1)

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Buch II. 
Mittelalter. 
Der Norden. 
Gothischer Styl. 
501 es. 
(nach Deutung der vierten Ecloge), rechts Albumasar (ein 
Araber?); weiter unten sitzen zwei Sibyllen, und zu den 
Füssen der Maria liegt ein weissgelaleideter hIann in einem 
Sarge, mit der räthselhaften Beischrift: tumba gygantis, das 
Grab des Riesen. Offenbar sollte die gesammte Weissagung, 
OtTenbarung und spätere Kirchenlehre sinnbildlich zusammen- 
gefasst werden. Die leicht geschwungenen Gestalten, nament- 
lich der Frauen, haben etwas geneigte Köpfe von breiter 
Stirn, langer Nase, vollem Mund und schmal geschlitzten 
Augen. 
1.  g. 68. Teppiche gothischen Styles Enden sich noch 
hie und da vor. Im Chor der Lorenzkirche zu Nürnberg 
wird ein gewirkter Teppich mit den Bildern der Apostel auf- 
bewahrt, dessen Styl den Üebergang aus der romanischen 
in die gothische Periode bezeichnet. Ein sehr umfangreicher 
Teppich der Elisabethkirche zu lwarbilrg bezieht sich in sei- 
nen Hauptdarstellungen auf die Geschichte des verlernen 
Sohnes. Es sind grosse Figuren in einfachen Farben mit 
geringer Angabe der Lichter und Schatten, und mit starken 
schwarzen Umrissen, dem Styl nach etwa der Zeit um 1300 
2. entsprechend. Eine ganze Sammlung von Teppichen, worunter 
sich Wenigstens ein entschieden friihgothischer (Madonna in 
throno, vor ihr ein betender Ritter) befindet, gehört dem 
Münster zu Bern, ist aber nur schwer zugänglichil"). Wenn 
wir im folgenden diese u. a. Nebengattungen der Malerei nur 
laeiläufig berühren, so hat. diess seinen Grund theils in der 
geringen Zahl genügender Vorarbeiten, theils und hauptsäch- 
lich (larin, dass von dieser Periode an die Werke der Tafel- 
malcrei und Wandmalerei, welche allmälig allen andern Gat- 
tungen den Styl vorschreiben, häufiger werden und bald eine 
3. ununterbrochene Reihe bilden.  Eher als die gewirkten 
Teppiche würden die sogenannten Fastentücher eine 
ü") Die Sammlung ist, wenigstens theilweise, in nicht ganz genü- 
genden Zeichnungen dargestellt in einem Hefte "Schweizerische Alter- 
thiimer" Bern. 1835. fol. Ein Theil davon stammt aus der bui-gundischen 
Beute und somit wahrscheinlich aus den Werkstätten von Arras.
	        
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