Volltext: Franz Kugler's Handbuch der Geschichte der Malerei seit Constantin dem Großen (Bd. 1)

Franz 
Theodor 
Kugler. 
allein wissenschaftliche Bildung amtlich durch Examen begehrt 
wird; man kann sie daher die Brodkunst nennen. Bei dem 
ohnehin jetzt in ihm verwaltenden Interesse für diese Kunst 
war es natürlich, dass Kugler sich das befriedigende Gefühl, 
einen positiven Beruf ergriffen zu haben, durch den Eintritt 
in die königliche Bauakademie verschaffte. Hier hatte eben 
Wilhelm Stier begonnen, den reichen Ertrag einer bewegten 
Wanderfahrt mit warmer Begeisterung und Beredsamkeit vor 
seinen Schülern auszubreiten, und seine Vorträge über 
griechische Architektur machten einen besondern Eindruck 
auf Kugler. Daneben aber gingen die Universitätsstudien 
fort, die früheren musikalischen Beziehungen wurden Wieder 
aufgenommen, und die Bekanntschaft mit Felix Mendelssohn, 
welche Kugler in diesem Winter machte, führte ihn in den 
geistvollen Kreis, der sich damals im Mendelssohmschen Hause 
um den hochbegabten Sohn gesammelt hatte. Eine andere 
Bekanntschaft kam hinzu, die in mehr als einer Hinsicht 
folgenreich für ihn werden sollte. Schon früher hatte er sich 
vielfach in Liedercompositionen versucht. Die Composition 
Chamissdscher Lieder vermittelte seine persönliche An- 
näherung an den Dichter, in dessen Hause er bald ein sehr 
freundlich aufgenommener, stetiger Gast wurde. Sein poe- 
tischer Drang empfing hier neue Nahrung, und die persönliche 
Begegnung mit Heine und der mehrfache Verkehr mit ihm, 
welcher in dieselbe Zeit fällt, regte in verwandter Weise den 
Trieb, dichterisch zu schaffen, in ihm an. Die bildenden 
Künste und die Baukunst gaben ebenfalls ihre Ansprüche an 
ihn nicht auf, und ein nahes Freundschaftsverhältniss ver- 
einigte ihn. mit Heinrich Strack, dem Architekten, und Robert 
Reinick, dem Maler-dichter, ein häufiger Verkehr mit Plüdde- 
mann, Drake, von Quast, Petzl, Rietschel, Ad. Schrödter und 
deren ganzem Kreise. Dass auf diese Weise die praktische 
Beschäftigung mit der Baukunst nur eine äusserliche Pflicht 
blieb, ist begreiflich genug. Doch absolvirte Kugler im Früh- 
jahr 1829 das Feldmesserexamen und brachte den Sommer 
in Stettin mit der Bemühung zu, sich in die praktische bau- 
liche Laufbahn hineinzulegen. Ünwillkürlich aber wandte er
	        
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