Frühgothische
Tafelbilder.
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Johannes, auf Goldgrund, und zwei von den h. drei Königen
auf schwarzem Grund mit goldenen Blumen (Wahrscheinlich
inneres und äusseres Flügelbild eines und desselben Altars)
dienen Wiederum zum Belege, wie verhältnissmässig rasch
die Ürnrisszeichnung dem Formenausdriick mittelst der Far-
ben weichen musste. Diese grosse Veränderung ist schon 3-
sehr weit gediehen in einer ziemlich umfangreichen Kreuzi-
gung mit vielen kleinen Figuren, welche zugleich mehrere
andere Scenen der Passion auf die naivste Weise zusammen-
fasst. Links die Kreuzigung, rechts wie Christus ans Kreuz
geschlagen wird, in der Mitte, etwas zurück, die drei Cruci-
fixe und das umgebende Volk; im Hintergrunde die Stadt
Jerusalem in wunderlicher Perspective mit bunten Häusern;
weiter in der, grünen, bergigen Landschaft Burgen und
Städte, statt der Luft jedoch der herkömmliche Goldgrund.
Die Figuren sind schwer und ungeschickt, zumal die Pferde,
die Gewänder sehr massenhaft. und umständlich, die Ifarben
_bunt und grell, die Durchbildung überhaupt ncoh nicht sehr
vorgerückt; Doch fehlt. es nicht an tragisch grossen Zügen,
namentlich in Bezeichnung des Schmerzes, wenn z. B. die
heiligen Frauen ihr Antlitz verhüllen. Die Schergen sind
lebhaft und wild bewegt. Hieher gehören noch, ausser den 9.
sehr rohen Flügelbildern des im Jahre 1331 eingeweihten
Hochaltars der Stiftskirche von Oberwesel, die innern Ge-
mälde an den Flügelthüren eines Heiligenschreines in der
Kirche zu Altenberg an der Lahn. Sie stellen in je vier
Feldern Begebenheiten aus dem Leben der Maria und die
Figuren des Erzengels Michael und der h. Elisabeth dar,
Alles auf Goldgrund. Der Styl deutet auf den Anfang des
XIV. Jahrhunderts, und entspricht im Ganzen den zuerst ge-
nannten Bildern des kölnischen Museums. In der Gewan-
dung zeigt sich manches Grossartige.
ä. 67. Auch in andern Gegenden Deutschlands sind 1.
frühgothische Bilder nicht allzuselten. Jene kleine Kapelle
in Goslar, welche nach dem schmählichen Untergang des
Domes übrig blieb und einige aus diesem gerettete Kunst-
werke in sich aufgenommen hat, besitzt mehrere kleinere
Kugler Malerei I. 16