Volltext: Franz Kugler's Handbuch der Geschichte der Malerei seit Constantin dem Großen (Bd. 1)

Frühgothische 
Tafelbilder. 
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Johannes, auf Goldgrund, und zwei von den h. drei Königen 
auf schwarzem Grund mit goldenen Blumen (Wahrscheinlich 
inneres und äusseres Flügelbild eines und desselben Altars) 
 dienen Wiederum zum Belege, wie verhältnissmässig rasch 
die Ürnrisszeichnung dem Formenausdriick mittelst der Far- 
ben weichen musste.  Diese grosse Veränderung ist schon 3- 
sehr weit gediehen in einer ziemlich umfangreichen Kreuzi- 
gung mit vielen kleinen Figuren, welche zugleich mehrere 
andere Scenen der Passion auf die naivste Weise zusammen- 
fasst. Links die Kreuzigung, rechts wie Christus ans Kreuz 
geschlagen wird, in der Mitte, etwas zurück, die drei Cruci- 
fixe und das umgebende Volk; im Hintergrunde die Stadt 
Jerusalem in wunderlicher Perspective mit bunten Häusern; 
weiter in der, grünen, bergigen Landschaft Burgen und 
Städte, statt der Luft jedoch der herkömmliche Goldgrund. 
Die Figuren sind schwer und ungeschickt, zumal die Pferde, 
die Gewänder sehr massenhaft. und umständlich, die Ifarben 
_bunt und grell, die Durchbildung überhaupt ncoh nicht sehr 
vorgerückt; Doch fehlt. es nicht an tragisch grossen Zügen, 
namentlich in Bezeichnung des Schmerzes, wenn z. B. die 
heiligen Frauen ihr Antlitz verhüllen. Die Schergen sind 
lebhaft und wild bewegt.  Hieher gehören noch, ausser den 9. 
sehr rohen Flügelbildern des im Jahre 1331 eingeweihten 
Hochaltars der Stiftskirche von Oberwesel, die innern Ge- 
mälde an den Flügelthüren eines Heiligenschreines in der 
Kirche zu Altenberg an der Lahn. Sie stellen in je vier 
Feldern Begebenheiten aus dem Leben der Maria und die 
Figuren des Erzengels Michael und der h. Elisabeth dar, 
Alles auf Goldgrund. Der Styl deutet auf den Anfang des 
XIV. Jahrhunderts, und entspricht im Ganzen den zuerst ge- 
nannten Bildern des kölnischen Museums. In der Gewan- 
dung zeigt sich manches Grossartige. 
ä. 67. Auch in andern Gegenden Deutschlands sind 1. 
frühgothische Bilder nicht allzuselten. Jene kleine Kapelle 
in Goslar, welche nach dem schmählichen Untergang des 
Domes übrig blieb und einige aus diesem gerettete Kunst- 
werke in sich aufgenommen hat, besitzt mehrere kleinere 
Kugler Malerei I. 16
	        
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