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Buch H.
Mittelalter.
Der Norden.
Got-hischer Styl.
und eingebramxtä"). Die alten Glasgernälde des Domes
von Regensburg, ebenfalls aus dem XIV. Jahrhundert,
sind ohne stylistische Bedeutung. Dagegen gehören zu den
vorzüglichern diejenigen der Katharinenkirche zu Opp en-
heim, um die Mitte desselben Jahrhunderts, Uebrigens
besitzt fast jede Kirche aus jener Zeit wenigstens einige
Ueberbleibsel des ehemaligen Fensterschmuckes, indem sich
auch beim entschiedensten "Wiillen nicht Alles vertilgen liess.
Wo das Vermögen der Städte und der Stifte irgend hin-
reichte, da, hatte man in den Kirchen die Chorfenster durch-
aus und von den Fenstern der Schiffe so viele als möglich
mit Gemälden versehen. Die im Obigen namentlichnnge-
führten Werke sind aus einer so grossen Masse diejenigen,
über deren Styl wir zufällig nähere Auskunft geben konnten.
1. ä. 66. Sehr bezeichnend für die gothische Periode ist
das Aufkommen der selbständigen Tafelmalerei, welche
in der vorhergehenden Zeit mehr nur gelegentlich, als Zu-
gabe und Einschluss anderer Kunstwerke Anwendung gefun-
den hatte. Die goldenen und silbernen Relieftafeln der Al-
täre Wurden im XIII. Jahrhundert ziemlich selten und kamen
Q im XIV. fast ausser Gebrauchw); an ihre Stelle traten ent-
weder geradezu gemalte Tafeln, oder (auf wichtigern Altären)
vergoldete Statuen von Holz oder Stein, in einer grossen
Einrahmung und mit Flügelthüren, welche bisweilen eine
ganze Welt von Gemälden enthalten. Für die Privatandacht
wurden sogar gemalte Tafeln jetzt fast durchgängige Regel.
Man sieht leicht, Welche höchst wichtige Veränderung diess
in der ganzen Kunst hervorbringen musste. Die Tafelmalerei,
Welche auf eine nahe und genaue Betrachtung rechnen konnte,
a") Vgl. H. Schreiber, das Münster zu Freiburg, 2. Aufl, Text-
hefte 1., S. 42, und II, S. 10.
Wahrscheinlich weil Donatoren und Kirchenverwaltungen jetzt
eine möglichst prachtvolle Anwendung der gothischexi Architektur dem
Schenken und Aufsammeln schwer zu bewahrender Metallschätze vor-
zogen. Ueberhaupt liegt in dem Emporkornmen des gothischen Bau-
styles die (wenn auch oft verborgene) Quelle oder Veranlassung wich-
tiger Modiüeationen in den übrigen Künsten.