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Buch II.
Mittelalter.
Der Norden.
Gothischer Styl.
seekranken Begleiters des königlichen Märtyrers) dargestellt,
sondern neben Einzeltiguren Davids und Goliaths erscheinen
auch die Helden der deutsch-nordischen Sagen, Dietrich von
Bern (Diderik van Baran) und Wittich (Wideke) Wielandß
Sohn; Holger Danske im Kampf mit dem nackten und bär-
tigen (Riesen Burman. In der Kirche von Risinge aber
hat sogar eine schwedische Bauernsage, wie der Teufel sich
durch Noahs Frau in die Arche geschmuggelt, eine Stelle
zwischen den alttestamcntlichen Historien gefunden. Das
reiche und mannigfaltige Ornament, überwiegend romanischen
Charakters, zeigt häufig einen sehr glücklichen lllzirbensinn.
g. 65. Der Wandmalerei steht in dem monumentalen
Stylprincip am nächsten die in dieser Periode zur gewaltig-
sten Ausdehnung gediehene Glasmalerei. Yvzis oben von
den französischen Glasgemälden dieser Epoche gesagt wurde,
gilt auch hier; im Ganzen überwiegen die kleinen geschicht-
lichen Darstellungen, welche bald als Nledaillons auf einem
Teppich, bald in andern decorativen Einfassungen in einer
ausserordentlichen Menge vorhanden sind; doch besitzen die
meisten ansehnlichern Kirchen Wenigstens in einzelnen Fen-
stern auch grössere, statuarisch gehaltene heilige Gestalten
unter hoch aufstrebenden Baldachinen. In jenen kleinen Dar-
Stellungen pflegte die Kunst die Gränzen ihrer noch nicht
sehr ausgebildeten Technik weit zu überschreiten, indem das
mühsame Mosaik den vielen kleinen Details lange nicht ge-
nugsam folgen konnte, doch sind wie in den französischen,
so auch in deutschen Kirchenfenstern manche vortreffliche
Compositionen dieser Art zu Enden, welche sich bisweilen in
mehrern Kirchen wiederholen. Der Beschauer ermüdet zwar
leicht über der ausserordentlichen Menge und Undeutlichkeit
der allerdings nur mangelhaft bezeichneten Scenen und Fi-
guren, allein diese waren eben wie so Manches in der an-
tiken und mittelalterlichen Kunst auf das scharfe und
frische Auge eines auch physisch noch jugendlichen Volkes
berechnet, welchem sie überdiess als Gegenstand frommer
Andacht galten. Deutlicher repräsentiren die grossen Fi-
guren den Styl der Zeit, und an diese werden wir uns vor-