Volltext: Franz Kugler's Handbuch der Geschichte der Malerei seit Constantin dem Großen (Bd. 1)

Franz 
Theodor 
Kugler. 
naiven Freude an der vielgestaltigen Ürnarnentik des lWittel- 
alters abhängig. Von diesen Vorstudien, wie Kugler sie selbst 
später nannte und deren eigentliches Ziel ihm selbst vor der 
Hand keineswegs klar war, hat er in seinen „Kleinen Schrif- 
ten" einige sehr anziehende und bemerkenswerthe Beispiele 
niedergelegt 
Mone, Creuzer und Schlosser waren die Lehrer, deren 
Vorträge er mit Vorliebe und Nutzen hörte. Ein besonders  
herzliches Freundschaftsverhaltniss verband ihn mit Karl Rosen- 
kranz, dessen philosophische Ansehauungsweise seine auf 
Unmittelbarkeit des Eindrucks und schnelle und Scharfe 
Beobachtung gestellte Richtung sehr glücklich ergänzte. Oft 
pflegten sie an schönen Sommernachmittagen aufis Schloss zu 
gehen; dahingestreckt in das Gras und durch die grünen 
Wipfel in den Aether bliekend, baute dann Rosenkranz dem 
Freunde das philosophische Lehrgebäude auf, unterbrochen 
und in Eifer erhalten durch die skeptischen Einwürfe und 
Fragemdes jungen Historikers.  
Der Rückkehr nach Berlin, im Herbst 1827, ging eine 
vierwöchentliehe Fussreise vorauf. Ein Besuch in Speier bei 
Anselm Feuerbach, der damals am dortigen Gymnasium Pro- 
fessor war, trug ihm neue Anregungen für seine kunstwissen- 
sehaftlichen Bedürfnisse und ein herzliches persönliches Ver- 
haltniss zu dem früh Dahingesehiedenen ein. Der merkwürdige 
Dom und die übrigen Monumentaliverke der Hauptsitze mittel- 
alterlicher Kunst nöthigten dem jungen Reisenden ein immer 
eingehenderes Studium ab. Darüber aber wuchs die Unklar- 
heit, wie sich aus seinem Treiben ein innerer und äusserer 
Lebenszweek gestalten sollte, immer gewaltsamer an. Sollte 
er es auf eine ausschliessliche Ausbildung eines seiner künst- 
lerischen Talente wagen und Künstler werden, sollte er sich 
bestimmter in den Dienst einer wissenschaftlichen Disciplin 
begeben, und welcher?  Unter diesen Umständen blieb 
Kugler bei derjenigen Kunst stehen, welche ihn zuletzt ge- 
fesselt hatte und die zugleich von allen Künsten das innigste 
Verhältniss zu den praktischen Wissenschaften hat, die Bau- 
kunst. Sie ist diejenige unter den Schwesterkünsten, in der
	        
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