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Wandmalereien in
Norddeutschland.
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das Chor endlich am Gewölbe Christus die Maria krönend,
in einem Kreise von acht Engeln mit den Marterwerkzeugen,
weiterhin in den Zwickeln des Chorschlusses die vier
Kirehenlehrer und die Zeichen der Evangelisten, an den
WVäinden etwas willkürlich vertheilt Scenen aus der Jugend-
geschichte Christi, eine grosse Madonna, welche die Gläubigen
unter ihrem Mantel schirmt, einzelne Porträitgestalten und
vierzehn Begebenheiten aus der Legende des heil. Vitus.
Das Meiste ist. mit kräftigem Pinsel rasch und ohne Sorg-
falt gemalt, die Figuren sind mager und steif, doch nicht
ohne Bewegung. Sehr schön sind dagegen einzelne Köpfe
der Legendenscenen im Schiffe und die schwebende Be-
wegung der Engel am Chorgcwölbe. Die Hauptstelle nimmt,
wie man sieht, die Geschichte des Lokalheiligen ein, welcher
auch der Hochaltar wesentlich gewidmet gewesen ist.
Ein kolossales und grandioses Madonnenbild in der Katha- 4-
rinenkirche zu Oppenhcim (wahrscheinlich um die Mitte des
XIV. Jahrhunderts gemalt), ist bereits halb erloschenx").
In der Schlosskapelle zu Forchheirn unweit Bamberga") 5-
sieht man an verschiedenen Stellen der WVände eine Ver-
kündigung, zwei Propheten, eine Anbetung der Könige und
ein jüngstes Gericht sammt den 12 Aposteln, Alles von
grösster Einfachheit. der Anordnung und des Einzelnen, auf
teppichartigem Grunde, in lichten Farben. Die Ausführung
ist sehr roh, so dass z. B. die Angabe der Gelenke gänzlich
und die Schattengebung beinahe gänzlich fehlt; die Absich-
ten des Malers sind jedoch deutlich ausgedrückt, nur dass
die Köpfe allen Ausdruckes entbehren. Die Entstehungszeit
mag nicht später als gegen die Mitte des XIII. Jahrhunderts
anzunehmen sein, so dass diese Arbeiten dem frühesten go-
4') Ueber neuentdeckte Wandmalereien (angebl. v. 1300) in der
Hauptkirche zu Reutlingen, vgl. Kstbl. 1846, S. 200.
M") NVaagen, Kunstwerke und Künstler in Deutschland, I, 146
u. f. Diese Wandbilder sind durch eine geschickte Restauration geret-
tet, Von den Wandmalereien (Heiligenfiguren u. dgl.) im Rittersaalc
des Schlosses Lechenich unweit Köln, welche aus dem XIV. Jahrhun-
dcrt stammen, haben wir keine nähere Kunde.