Volltext: Franz Kugler's Handbuch der Geschichte der Malerei seit Constantin dem Großen (Bd. 1)

Malereien 
im 
Dom 
zu Köln. 
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Ganzen beizutragen, nicht sich dem Ganzen zum Trotz gel- 
tend zu machen. 
Nur ein grosser Flachraum bot sich dar: die einstweilige 2. 
Nothmauer, welche das vollendete Chor von dem im Bau be- 
grifFenen Schiffe trennte. ES bezeichnet den produktiven 
Sinn jener grossen Zeit, dass man selbst diesen zu baldigem 
Abbruch bestimmten Platz mit YVandgemEilden versah, wenn 
man auch hiezu nicht gerade die bedeutendste künstlerische 
Kraft verwandt haben wird. Die Gemälde stellen einen grossen 
thronenden Heiland von würdiger Auffassung und die noch 
bedeutend kolossalern Gestalten des Pctrtls und Paulus dar. 
Die Ausführung war vor der Renovation sehr einfach, beinahe 
roh.  Dasselbe gilt von einem grossen Medaillon mit dem 
Brustbilde Christi, hoch an der Gewölbemuschcl des Chores, 
welcher als rohe Dekorationsarbeit gemalt und schon restau- 
rirt auf unsere Zeit gekommen zu sein schien.  Anders 3. 
aber verhielt es sich mit den kolossalen Engelsgestalten, welche 
die grossen Bogenfüllungen unter der Fenstergalerie des 
Chores einnahmen. Singend, musizircnd, Wtleihrauchfässer 
schwingend, schienen sie gleichsam das im Sakrament des 
Altars beschlossene Mysterium zu verherrlichen. In den aller- 
dings nur geringen Spuren, welche man bei Wegnahme der 
Tünche vorfand, konnte man bei grosser Einfachheit der 
Praxis doch eine grossartig gothische Anlage, nicht minder 
auch die geschickte Ausfüllung des Raumes und das glück- 
liche Verhältniss zu der architektonischen Gesammtwnkung 
bewundern, ein Vorzug, welchen die neuerlich von E. St einl e 
darüber gemalten Engelsfigtiren bei aller Schönheit in Formen 
und Intentionen doch nicht völlig wieder erreicht haben.  
Endlich sind auch die Brüstungswände des Chores von innen 4. 
und von aussen mit Malereien bedeckt, welche zwischen das 
reliefartig vorspringende Stabwerk hineingemalt und gegen- 
wärtig als das bedeutendste erhaltene Werk dieser Art in 
Deutschland zu betrachten sind. Diejenigen der Innenseite, 
über den Übel-Stühlen, waren Jahrhunderte hindurch bedeckt 
und geschützt; durch gewirkte Tapeten und ihre lichten Tem- 
perafarben fanden sich desshalb bei der Restauration des 
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