Malereien
im
Dom
Zll
Köln.
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und die Schmerzensmutter mit dem Leichnam ihres Sohnes,
rechts Kreuzabnahme und Grablegung angebracht._ Von den
sehr zerstörten Wandbildern der Hauptnische und ihres Vor-
raumes waren noch die Visitation und die Geburt Christi
zu erkennen, welchen wahrscheinlich die Verkündigung und
die Anbetung der Könige gegenüberstanden. Endlich ent-
hielt die Halbkuppel der Hauptnische eine Darstellung Gottes
des Weltschöpfers; ein Gegenstand, welcher der abendlän-
dischen Kunst nie fremd gewesen war. Ein ähnliches, oben
erwähntes, Gemälde in der Chornische der Abtei Fulda, vom
Ende des X. Jahrhunderts, War mit einer Inschrift umgeben,
welche die Hauptfigur gradezu als „den alten Ürgrund der
Zeiten, als "Quelle aller Dinge" bezeichnete f). Ebenso
mochte auch im vorliegenden Falle dieser Gegenstand als der
höchste und feierlichste von allen für den heiligsten Raum
des Gebäudes aufbehalten sein, und wir hätten dann einen ge-
steigerten Gedankengang, welcher mit dem letzten Geschick
der Menschheit begönne, dann zur Fürbitterin Maria, von
dieser zur irdischen Geschichte des Erlösers und endlich zu
der Fülle der Gottheit überginge; die PIeiligengestalten an
den Wänden würden dann als Sinnbilder der sichtbaren
Kirche das Ganze abschliessen; Jedenfalls war die Dar-
stellung in der klalbkllppel, soviel die Zerstörung davon übrig
gelassen, von höchst eigenthümlicher Art. Ueber die Bedeu-
tung der aufrecht stehenden, bekleideten, männlichen Haupt-
figur konnte kein Zweifel walten, während die umgebenden
Figuren, ein weisser Bär, eine Schlange, ein Stier und eine
vierte unkenntliche, eine bedeutende Schwierigkeit erregen.
Wahrscheinlich sollten sie die Elemente versinnlichen, der
Bar das WVasser, die Schlange (als Salamander) das Feuer,
der Stier die Erde, und das vierte Thier (etwa ein Vogel) die
Luft H). Auf diese Weise wäre zugleich die erste Schöpfung
m) glausula, fons q-grum, dominans antiqua (Zier-um, etc. S. Fio-
rillo a. a. O. I, S. 52.
H) Vgl. Schnaase a. a. O. S. 2103 In dem Gemälde zu Fulda.
nahmen die vier Zeichen der Evangelisten diese Stelle ein.
Fio
Kugler Malerei I.