Deutschland.
Wandmalereien.
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erloschene Kreuzigung am Architrav des Südportals der Pfarr-
kirche zu Andernach.
Ein höchst bedeutendes Werk, dessen Entstehungszeit s,
mit TVahrscheinlichkeit um das Jahr 130i) zu seilen ist, hat
bis ins verllossene Jahr bestanden und ist wenigstens in guten
Copien gerettet: die Malereien der Deutschordenskapelle von
Ramersdorf bei BOnnlk). Den Wänden der Seitenschiffe
entlang sah man statuarisch gehaltene Heiligenbildel" auf
blauem Grunde, unter Baldachinen, wie sie damals in sehr
vielen Kirchen die Mauern unterhalb der Fenstern geschmückt
haben mögen. Ungleich wichtiger waren die Malereien an
den Kreuzgewölben der drei Schiffe (welche, wie in mehreren
Deutschordenskirchen, dieselbe Höhe hatten) und in den drei
Chornischen; sie scheinen einen bestimmten Gedankengang
dargestellt zu haben, der sich aber nicht mehr mit Sicherheit
errathen lasst, weil das wichtigste Gewölbe und das Altar-
bild (auf welches sich doch alles Üebrige bezog) fehlten und
die Malereien der Hauptnische keine ganz vollständige Deu-
tung zuliessen. Im vordersten Gewölbe des Mittelschiffes
und in den nächst anstossenden Abtheilungen der Gewölbe
der Seitenschiffe sah man das jüngste Gericht, eine Dar-
stellung, wclche bekanntlich im spatern Mittelalter sehr oft
die Gegend zunächst dem Haupteingang der Kirchen, z. B.
die Lunette des Portals, oder das grosse Fenster über dem-
selben einzunehmen pflegte, als gewaltigste Anmahnung von
Seiten der seligmachenden und verdammenden Kirche an das
Volk. Christus thront als Weltrichter mit aufgehobenen
Händen, das Haupt von starken Locken umwallt, umgeben
von Engeln mit Marterwerkzeugen, flehentlich um Gnade an-
gerufen von Maria und J ohannesg. über den Auferstehenden
schweben auf feurigen Wblken Engel mit Posaunen; den
i?) Vgl. einen Aufsatz von C. Schnaase: „Die Kirche zu Ramers-
dorf", in G. KinkePs Taschenbuch "Vom Rhein", Jahrgang 1847,
S. 191. Die Kapelle, gegenwärtig abgebrochen, wird auf dem Bonner
Kirchhof neu aufgebaut. Die Copien von Hohe sind von der Verwal-
tung des königl. Museums in Berlin erworben worden.