Volltext: Franz Kugler's Handbuch der Geschichte der Malerei seit Constantin dem Großen (Bd. 1)

Deutschland. 
Wandmalereien. 
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erloschene Kreuzigung am Architrav des Südportals der Pfarr- 
kirche zu Andernach. 
 Ein höchst bedeutendes Werk, dessen Entstehungszeit s, 
mit TVahrscheinlichkeit um das Jahr 130i) zu seilen ist, hat 
bis ins verllossene Jahr bestanden und ist wenigstens in guten 
Copien gerettet: die Malereien der Deutschordenskapelle von 
Ramersdorf bei BOnnlk). Den Wänden der Seitenschiffe 
entlang sah man statuarisch gehaltene Heiligenbildel" auf 
blauem Grunde, unter Baldachinen, wie sie damals in sehr 
vielen Kirchen die Mauern unterhalb der Fenstern geschmückt 
haben mögen. Ungleich wichtiger waren die Malereien an 
den Kreuzgewölben der drei Schiffe (welche, wie in mehreren 
Deutschordenskirchen, dieselbe Höhe hatten) und in den drei 
Chornischen; sie scheinen einen bestimmten Gedankengang 
dargestellt zu haben, der sich aber nicht mehr mit Sicherheit 
errathen lasst, weil das wichtigste Gewölbe und das Altar- 
bild (auf welches sich doch alles Üebrige bezog) fehlten und 
die Malereien der Hauptnische keine ganz vollständige Deu- 
tung zuliessen. Im vordersten Gewölbe des Mittelschiffes 
und in den nächst anstossenden Abtheilungen der Gewölbe 
der Seitenschiffe sah man das jüngste Gericht, eine Dar- 
stellung, wclche bekanntlich im spatern Mittelalter sehr oft 
die Gegend zunächst dem Haupteingang der Kirchen, z. B. 
die Lunette des Portals, oder das grosse Fenster über dem- 
selben einzunehmen pflegte, als gewaltigste Anmahnung von 
Seiten der seligmachenden und verdammenden Kirche an das 
Volk. Christus thront als Weltrichter mit aufgehobenen 
Händen, das Haupt von starken Locken umwallt, umgeben 
von Engeln mit Marterwerkzeugen, flehentlich um Gnade an- 
gerufen von Maria und J ohannesg. über den Auferstehenden 
schweben auf feurigen Wblken Engel mit Posaunen; den 
i?) Vgl. einen Aufsatz von C. Schnaase: „Die Kirche zu Ramers- 
dorf", in G. KinkePs Taschenbuch "Vom Rhein", Jahrgang 1847, 
S. 191. Die Kapelle, gegenwärtig abgebrochen, wird auf dem Bonner 
Kirchhof neu aufgebaut. Die Copien von Hohe sind von der Verwal- 
tung des königl. Museums in Berlin erworben worden.
	        
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