Franz
Theodor
Kugler.
ObSChOH der angehende Maler auf sich allein angewiesen
Wal", S0 gerieth doch die Copie eines Christuskopfes so vor-
trefflich, dass die Kirche, in die er bei seiner Einsegnung
das Bild stiftete, es dankbar aufstellte.
Bald indessen brachte der junge Maler von seinen NIorgen-
Spaziergängen mehr Verse als Zeichenstudien heim. In dieser
poetischen Richtung war es von seinen Lehrern Ludwig Giese-
brecht, von seinen Mitschülern der gleichalterige Gustav
Droysen, denen er sich anschliessen konnte. Jener hat überhaupt
auf seine geistige Bildung einen wesentlichen Einfluss ausgeübt.
Eine solche Mannichfaltigkeit des Talents machte die
Wahl eines Berufs schwer, die eines künstlerischen bedenklich.
S0 schien es gewissermassen ein neutraler Ausweg zu sein,
dass er sich entschloss, Philologie zu studiren. Im Grunde
war es nur die ofücielle Bezeichnung für das Vorhaben, dic-
jenige Neigung zu befriedigen, die ihn gerade im Augenblick,
wo er die Universität beziehen sollte (Ostern 1826), beherrschte.
Das war nun die mittelalterliche Poesie, die führte ihn nach
Berlin und zu F. H. von der Hagen, welcher der altdeutschen
Literatur das Bürgerrecht auf den Universitäten verschafft
hatte. Bald bildete sich ein freundschaftlicher Verkehr zwischen
Lehrer und Schüler. Jener hattel eine reiche Bibliothek,
welche dem wissbegierigen Jünger immer offen stand, und
wenn auch die eigentlich kritisch-philologische Seite der ger-
manischen Wissenschaft (die seinem Sinne ohnehin fern stand)
nicht eben in diesem Verkehr gefördert. ward, so erschloss sich
ihm doch die Fülle des Stoffes in seiner ganzen Herrlichkeit,
und seine künstlerischen und dichterischen Neigungen fanden
durch die WVissenschaft selbst immer neue Anregung. Für
die Ausgabe der Minnesänger copirte und facsimilirte er die
alten Melodien aus den Minnesingerhandschriften. Alle Mi-
niaturen wurden durchgezeichnet. Die eigene poetische Pro-
duction, auf welche Heine, der damals zuerst auftrat, vom
grösßten Einfluss war, erhielt sich durch jenen Verkehr mit
der echten romantischen Kunst in einer Reinheit und Un-
schuld des Gefühls, die sie davor bewahrten, die Fehler Heine's
in sich aufzunehmen. Bald war er auch wiederum in dem