Volltext: Franz Kugler's Handbuch der Geschichte der Malerei seit Constantin dem Großen (Bd. 1)

Zusammenhang 
mit 
der 
Architektur. 
209 
ben jenen dauernden tiefen Lichtglanz verlieh, welcher allein 
die Dinge in ihrer Wirklichkeit darzustellen geeignet ist. 
Dieser Fortschritt wird ewig der Handrischen Schule ver- 
bleiben, wenn auch Hunderte von ältern italienischen und 
nordischen Bildern bei chemischer Analyse einen Oelgehalt 
ergeben sollten. 
Der 
gothische 
Styl. 
A. Vom XIII. bis nach der Mitte des XIV. Jahr- 
hunderts: Zeit des strengen Styles. 
g. 57. Im XIII. Jahrhundert tritt in der nordischen 1. 
Kunst ein neuer und von dem früheren verschiedener lStyl 
auf. Das Starre, Strenge, Ernste, die traditionell überliefer- 
ten Bildungsformen verschwinden und machen einer weiche- 
ren Führung und einem eigenthümlichen Schwunge der Li- 
nien Platz. Die Gestalten verlassen ihre ruhige Stellung 
oder eckig schroffe Bewegung und nehmen etwas Graziöses 
in Haltung und Geberde an; die Falten fliessen weich, in 
langen Linien und Massen herab; die Gesichter erhalten die 
Andeutung eines lieblichen, häufig sentimentalen Ausdruckes, 
der zuweilen zwar nicht ohne Manier, insgemein jedoch auf 
eine schlichte, naive Weise hervortritt. Es ist der Beginn 
einer neuen künstlerischen Richtung, das Erwachen des sub- 
jektiven Gefühles des Künstlers, welches sich selber in den 
dargestellten Personen auszusprechen strebt oder dieselben 
unbewusst durchdringt. Es ist dasselbe Princip, welches der 2. 
italienischen Kunst des XIV. Jahrhunderts (wovon im näch- 
sten Abschnitt) zu Grunde liegt. Dass dasselbe in der nor- 
dischen Kunst so viel früher herrschend wird, hat seinen 
Grund in den allgemeinen kulturgeschichtlichen Verhältnissen 
diesseits der Alpen, Hier (d. h. vornehmlich in Frankreich, 
England, den Niederlanden und Deutschland) entwickelt sich 
um den Beginn des XIII. Jahrhunderts die Blüthe jenes ro- 
mantischen Elementes, welches das Leben nach allen Rich- 
Kugler Malerei I.
	        
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