Zusammenhang
mit
der
Architektur.
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ben jenen dauernden tiefen Lichtglanz verlieh, welcher allein
die Dinge in ihrer Wirklichkeit darzustellen geeignet ist.
Dieser Fortschritt wird ewig der Handrischen Schule ver-
bleiben, wenn auch Hunderte von ältern italienischen und
nordischen Bildern bei chemischer Analyse einen Oelgehalt
ergeben sollten.
Der
gothische
Styl.
A. Vom XIII. bis nach der Mitte des XIV. Jahr-
hunderts: Zeit des strengen Styles.
g. 57. Im XIII. Jahrhundert tritt in der nordischen 1.
Kunst ein neuer und von dem früheren verschiedener lStyl
auf. Das Starre, Strenge, Ernste, die traditionell überliefer-
ten Bildungsformen verschwinden und machen einer weiche-
ren Führung und einem eigenthümlichen Schwunge der Li-
nien Platz. Die Gestalten verlassen ihre ruhige Stellung
oder eckig schroffe Bewegung und nehmen etwas Graziöses
in Haltung und Geberde an; die Falten fliessen weich, in
langen Linien und Massen herab; die Gesichter erhalten die
Andeutung eines lieblichen, häufig sentimentalen Ausdruckes,
der zuweilen zwar nicht ohne Manier, insgemein jedoch auf
eine schlichte, naive Weise hervortritt. Es ist der Beginn
einer neuen künstlerischen Richtung, das Erwachen des sub-
jektiven Gefühles des Künstlers, welches sich selber in den
dargestellten Personen auszusprechen strebt oder dieselben
unbewusst durchdringt. Es ist dasselbe Princip, welches der 2.
italienischen Kunst des XIV. Jahrhunderts (wovon im näch-
sten Abschnitt) zu Grunde liegt. Dass dasselbe in der nor-
dischen Kunst so viel früher herrschend wird, hat seinen
Grund in den allgemeinen kulturgeschichtlichen Verhältnissen
diesseits der Alpen, Hier (d. h. vornehmlich in Frankreich,
England, den Niederlanden und Deutschland) entwickelt sich
um den Beginn des XIII. Jahrhunderts die Blüthe jenes ro-
mantischen Elementes, welches das Leben nach allen Rich-
Kugler Malerei I.