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Buch II.
Mittelalter.
Der Norden.
Romanim
Äh er Styl.
ä- 55
fa-chsten, mit den Umrissen und mit wenig gebrochenen Far-
ben begnügte, so mussten ihr auch in den Ifiguren dieser
Fenster die Hauptlinien und die einfachen Farben hinreichend
erscheinen. Anfangs mögen die einzelnen Glasstücke klein
und die Bleifassung ziemlich roh gewesen sein, denn noch
zwei Jahrhunderte später ist die Technik in diesen Bezie-
4. hungen wenig ausgebildet. Jedenfalls muss der entschei-
dende Schritt zur figürlichen Darstellung schon ins XI. Jahr-
hundert fallen. Zu diesem Schluss berechtigt uns die Reihe
von grossen historischen Glasgernälden, Welche der Abt
Suger um die Mitte des XII. Jahrhunderts in der
neuerbauten Kirche von St. Denis durch herberufene Künst-
ler verschiedener Nationen ausführen liess, ein Unterneh-
men, Welches lange und sichere Üebung voraussetzt. Von
zweien dieser Fenster giebt er in der oben erwähnten
Schrift den Inhalt an; sie enthielten in verschiedenen Ab-
theilungen alttestamentliche Ereignisse mit symbolischen
Bezügen auf neutestamentliche; irgendwo sah man auch
Paulus, welcher eine Mühle in Bewegung setzte, während
die Propheten Kornsäcke herbeitrugen. In den wenigen
erhaltenen Üeberresten sind die Figuren unbeholfen und
fehlerhaft in der Zeichnung und erinnern an die Tapisserie
de Bayeux, dagegen ist das Ornament vorzüglich. Andere
Fenster dieser Kirche, welche die Thaten der Kreuzfahrer,
die Eroberung von Nicäa, Jerusalem u. a. m. darstellten,
sollen ebenfalls aus der Zeit Sugers gewesen sein. Ein be-
sonderer Meister führte die Aufsicht über diese Prachtarbeiten,
welche in der That noch alles Bisherige überbieten mochten.
5, Fast von gleichem Alter sind vier Fenster der Kathedrale
von Bourges. Kurze Zeit nach Suger sahen sich die
strengen Cistercienser schon zur Polemik gegen die ein-
reissende Ifensterpracht bewogen.
6. Von deutschen Werken romanischen Styls sind noch die
Glasmalereien im Augsburger Dome vorhanden, welche die
südlichen Fenster des Mittelschiffes ausfüllen und Gestalten
von Heiligen darstellen. Ein höherer Aufschwung in dieser
Gattung konnte erst im folgenden Jahrhundert eintreten, als