Email.
Glasmalerei.
205
mitteln lässt, wie lange man schon die Anfänge derselben,
z. B. ein decoratives Spiel in der Zusammensetzung der
Scheiben, diese oder jene bunte Farbe u. dgl. gekannt und
benützt haben mag, bevor man das Geheimniss sämmtlicher
Wißhfigern Farben besass und es auf Figuren Lund ganze
Compositionen anwandte. Einzelne Glasfarben waren viel-
leicht noch aus römischer Zeit her im Gebrauche, und wir
erfahren z. B. aus Anastasius, dass unter Papst Leo III. (um
800) die Chornische des Laterans Fenster von buntem Glase
erhielt, in einer Zeit, wo jedenfalls noch an keine Glasmalerei
zu denken istäi. Die älteste Urkunde, welche gewöhnlich 2-
auf letztere bezogen wird, ein Brief des Abtes Gozpert von
Tegernsee (983_lOOl) an einen Grafen Arnold, Worin diesem
dafür gedankt wird, dass er die bisher nur mit Vorhängen
geschlossenen Fenster der Klosterkirche mit buntgemalten
Scheiben (discolorum picturarum vitra) habe versehen lassen,
beweist strenge genommen nach dem damaligen Sprach-
gebrauch nur die Buntfarbigkeit; ebenso fällt ein anderes
Zeugniss, dasjenige des Theophilus Presbyter, welcher die
Bereitung der verschiedenen Gläser beschreibt, dahin, seitdem
dieser Schriftsteller aus dem IX. oder X. Jahrhundert in den
Anfang des XIII. verwiesen worden ist. Gleichwohl behält 3.
jener ebengenannte Brief in Verbindung mit einigen andern
Urkunden eine grosse WVichtigkeit. YVir erfahren, dass der-
selbe Abt Gozpert, ohne Zweifel durch das Geschenk Arnolds
angeregt, bei Tegernsee eine Glashütte errichtete, welche bald
auch auswärtigen Bestellungen zu genügen hatte; höchst
wahrscheinlich wurden nun auch hier Gläser von verschiede-
nen Farben verfertigt, und von da war der Uebergang zu
einem mehr oder weniger vollständigen Glasmosaik nicht mehr
schwierig. WVie jene Zeit sich in der Malerei mit dem Ein-
a?) Emäric-David a. a. O. nimmt ohne Weiteres an, die Fenster
der Kirchen hätten schon im X. Jahrhundert durchgängig gefärbtes
Glas gehabt, was wir dahin gestellt sein lassen. Eine ebeudort an-
geführte Stelle aus der (1052 abgefassten) Chronik von St. Beuigne in
Dijon, welche ein Glasgemälde mit dem Martyrium der h. Paschasia.
318 uralt erwähnt, scheint spätere lnterpolation zu sein.