Deutsche
Miniaturen.
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gemälde von äusserst sauberer Ausführung und Vollendung.
Der Styl derselben schliesst sich ebenfalls im YVesentlichen
den Formen der Zeit an, doch sind letztere hier zu der Dar-
stellung feierlicher Würde erhoben und ihre Strenge zugleich
häufig durch den Ausdruck einer eigenthümlichen Milde und
schlichten Anmuth erfreulichst gemässigt; man findet hier
in einzelnen Köpfen (vornehmlich im Kopfe Christi) den Zug
einer idealen Schönheit, die um so mehr überrascht, als ander-
weitig in den WVerken dieser Zeit die Köpfe durchaus noch
starr und anmuthlos gehalten zu sein pflegen. Zu Anfang
dieser Handschrift befindet sich ein Caleildarium, WO bei
jedem Monat der Monatsheilige, sowie eine landschaftliche
Scene, zur Charakterisirung des Monats abgebildet ist
ein Kreis von Darstellungen, Welcher schon im XII. Jahr-
hundert z. B. an Kirchenportalen vorkömmt; Beschäftigung
und Costüme erscheinen durchaus nordisch und bestätigen
somit, dass die Anfertigung der Bilder aus einer heimischen
Schule hervorgegangen ist. Dann folgen, in den Psalmen
selbst, verschiedene Bilder, welche die Taufe Christi, seinen
Opfertod, seine Niederfahrt zur Hölle, seine Himmelfahrt
u. s. W. darstellen; in diesen zeigen sich die trefflichsten
Motive, vornehmlich in dem Bilde, welches, neben dem ge-
kreuzigten Heilande, iMaria und Johannes in sinnig trauern-
der Stellung verführt. Hierauf die Litanei, über der, in der
obern Hälfte der Blätter, die Brustbilder von Heiligen und
fürstlichen Personen enthalten sind; zu Anfang der letztern
die Brustbilder des Landgrafen Hermann und seiner Gemahlin
Sophia, in denen man, ebenfalls ein merkwürdiges Beispiel
für jene frühe Zeit, das Bestreben nach individueller, porträt-
artiger Darstellung bereits mit glücklichem Erfolge gekrönt
sieht. Ein aus Mainz stammendes Evangelienbuch in der
Hofbibliothek zu Aschaffenburg soll in seinen zahlreichen
und trefflichen Miniaturen dem oben besprochenen Psalter
verwandt sein.
Andere Handschriften, welche mehr oder weniger den- s.
selben Styl offenbaren, sind in Deutschland nicht eben selten.
Ein Evangeliarium aus St. Godehard in Hildesheim, jetzt in