Wo immer Werke oder Thaten von objectivem Wcrthc
für Mit- und Nachwelt zu Tage treten, da ist es ein sehr
natürlicher Wunsch der Mit- oder Ueberlebenden, mit jenen
auch die Persönlichkeit näher kennen zu lernen, in der sie
wurzeln, und die nähern Umstände zu erfahren, unter denen
sie hervorgebracht wurden. Selten versäumt die Sitte, dem
historischen Sinn diesen Tribut abzutragen, geschähe es auch
erst nach dem Heimgange einer solchen Persönlichkeit, wo
dann die Summe ihrer Wirksamkeit gezogen und ihr in dem
Schriftthum der Nation durch Beschreibung des Lebens das
glänzendem oder anspruchslosere Gedächtnissmal er-
richtet wird. Je mehr das eigne Wirken zu einem selbst-
geschaffnen dauernden Denkmal wird, desto angelegentlicher
kommt man auch auf jenes andere von fremder Hand zurück,
baut es etwa noch aus und sucht es in dem Gedächtniss der
Nachwelt lebendig zu erhalten.
Franz Ku gler war auf seinem Gebiete einer der Thätig-
sten. Wie er der erste war, der unserer Nation ein vollstän-
diges Gebäude der allgemeinen Kunstgeschichte vor Augen
gestellt hat, so gab er auch zuerst die Geschichte eines be-
sonderen Zweiges, das der Malerei, und dieses bis jetzt un-
übertroffene Buch ist ein dem bezüglichen Bildungsbedürfniss
so nothwendiger Besitz geblieben, dass eine erneute mit dem
heutigen Standpunkt der Forschung in Einklang gebrachte
Auflage hergestellt werden musste.