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Buch II.
Mittelalter.
Der Norden.
Romanischer Styl.
stammendü), Zu Anfang dieser Ilandsehrift sieht man ver-
schiedene mystisch allegorische Darstellungen, mit reichem
Rankenornament undvielen Beischriften versehen. Es möge
die Beschreibung einer derselben folgen, welche den Sieg
über den Tod durch Christi Opfertod darstellt. In der Mitte
des Bildes ist Christus am Kreuze dargestellt, die Füsse auf
ein Brett mit zwei Nageln geheftet, in rotheni Gewande, mit
der königlichen Krone und der priesterlichen Stola. Etwas
tiefer, zu beiden Seiten des Kreuzstammes, stehen: links Vita,
eine weibliche Figur, mit kreuzgeschmückter Krone und
reichem Gewande, Gesicht und ll-liintle emporrichtentl; rechts
Mors, in bleicher Farbe, mit struplaigem Haar, das Gesicht
halb verhüllt, eine tiefe YVunde im Halse, der Körper halb
nackt, schlecht. bekleidet und umsinkend, mit zerbrochener
Lanze und Sichel. Ein Drache, der aus dem Kreuzesstamme
hervorwächst, scheint der Gestalt in den Arm zu beissen.
Auf beiden Seiten des Blattes sind kleinere Darstellungen:
oben S01 und Luna, die sich verhüllen. Dann rechts das
neue Testament, eine weibliche gekrönte Gestalt, mit der
Sicgesfahne, den Kelch des- Abendmahls auf der Krone;
links das alte Testament, das Gesicht in dem Rahmen des
Bildes verbergend, Gesetzrolle und Opfermesser in den Hän-
den. Unten rechts auferstandene Todte; links der zerrissene
Tempelvorhang. Im weitern Fortgange der Handschrift ist
vor jedem Evangelium das Bild des bezüglichen Evangelisten
enthalten, über der Gestalt das zugehörige Symbol, unten
der schon mehrfach erw-viihnten Symbolik gemäss die
Darstellung eines der vier Paradiesesströme, hier in der Ge-
stalt eines nackten Mannes mit zwei Hörnern und mit grosser
YVasserurne. Die malerische Ausführung sämmtlicher Bilder
dieser Handschrift ist sehr sauber und in der Zeichnung wird
bereits eine gewisse Formenkenntniss ersichtlich. Dem An-
fang des Xll. Jahrhunderts gehört ein treffliches Evangelia-
rium der kaiserl. Bibliothek in Paris an, dessen zahlreiche
Bilder sieh durch beginnenden Ausdruck und Wlürde der
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