Volltext: Franz Kugler's Handbuch der Geschichte der Malerei seit Constantin dem Großen (Bd. 1)

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Buch II. 
Mittelalter. 
Der Norden. 
Romanischer Styl. 
stammendü), Zu Anfang dieser Ilandsehrift sieht man ver- 
schiedene mystisch allegorische Darstellungen, mit reichem 
Rankenornament undvielen Beischriften versehen. Es möge 
die Beschreibung einer derselben folgen, welche den Sieg 
über den Tod durch Christi Opfertod darstellt. In der Mitte 
des Bildes ist Christus am Kreuze dargestellt, die Füsse auf 
ein Brett mit zwei Nageln geheftet, in rotheni Gewande, mit 
der königlichen Krone und der priesterlichen Stola. Etwas 
tiefer, zu beiden Seiten des Kreuzstammes, stehen: links Vita, 
eine weibliche Figur, mit kreuzgeschmückter Krone und 
reichem Gewande, Gesicht und ll-liintle emporrichtentl; rechts 
Mors, in bleicher Farbe, mit struplaigem Haar, das Gesicht 
halb verhüllt, eine tiefe YVunde im Halse, der Körper halb 
nackt, schlecht. bekleidet und umsinkend, mit zerbrochener 
Lanze und Sichel. Ein Drache, der aus dem Kreuzesstamme 
hervorwächst, scheint der Gestalt in den Arm zu beissen. 
Auf beiden Seiten des Blattes sind kleinere Darstellungen: 
oben S01 und Luna, die sich verhüllen. Dann rechts das 
neue Testament, eine weibliche gekrönte Gestalt, mit der 
Sicgesfahne, den Kelch des- Abendmahls auf der Krone; 
links das alte Testament, das Gesicht in dem Rahmen des 
Bildes verbergend, Gesetzrolle und Opfermesser in den Hän- 
den. Unten rechts auferstandene Todte; links der zerrissene 
Tempelvorhang. Im weitern Fortgange der Handschrift ist 
vor jedem Evangelium das Bild des bezüglichen Evangelisten 
enthalten, über der Gestalt das zugehörige Symbol, unten 
 der schon mehrfach erw-viihnten Symbolik gemäss  die 
Darstellung eines der vier Paradiesesströme, hier in der Ge- 
stalt eines nackten Mannes mit zwei Hörnern und mit grosser 
YVasserurne. Die malerische Ausführung sämmtlicher Bilder 
dieser Handschrift ist sehr sauber und in der Zeichnung wird 
 bereits eine gewisse Formenkenntniss ersichtlich.  Dem An- 
fang des Xll. Jahrhunderts gehört ein treffliches Evangelia- 
rium der kaiserl. Bibliothek in Paris an, dessen zahlreiche 
Bilder sieh durch beginnenden Ausdruck und Wlürde der 
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Museum a. 
164.
	        
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