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Buch II.
M itfelal ter.
Der Norden.
Romanischer Styl.
die Unkosten scheuen"! Allerdings mochten die Kapitel-
sälc, wie der von Brauweiler, einen ernsten, religiösen Bilder-
kreis länger beibehalten als die Kemenaten und Gänge.
1- g. 50. Für die Entwickelung des Styles sind indess
auch hier die Miniaturen die besten Ürkundenx), obschon
sie kein vollgültiges Bild desselben gewähren. Das phan-
tastisch-dramatische Leben z. B., Welches sich in den Minia-
turen des XI. und XII. Jahrhunderts oft durch gewaltsame,
bis zur Verrenkung übertriebene Bewegungen ausspricht, die
Abenteuerlichkeit mancher Erfindungen, die Anwendung des
Zeitcostüms selbst auf heilige Personen, der runde Typus
des Gesichtes mit den sehr kleinen Einzeltheilen diess
Alles mag in der Monumentalmalerei viel weniger, zum
Theil nur andeutungsweise vorhanden gewesen sein, indem
der Kirchenmaler sich nicht so flüchtig und frei gehen lassen
konnte wie der Miniator. Das Bedeutendste sind hier die
in Deutschland entstandenen Miniaturen. Neben jenen
lWIünchner und Bamberger Handschriften aus der Zeit Hein-
richs II. haben sich andere aus dem XI. und XII. Jahr-
hundert erhalten, Welche den romanischen Styl nach allen
2- Seiten charakterisiren. Zunächst ist hier ein von Ellinger,
Abt von Tegernsee, gefertigtes Evangelienbuch, in der Hof-
bibliorhek zu München befindlichH), anzuführen, welches die
Bilder der Evangelisten in strenger Zeichnung, mit geraden,
einfachen Falten der Gewandung und in sauberer Malerei,
enthält. Ellinger regierte von 1017 bis 1048 und stiftete sich
durch künstlerische Unternehmungen ein ehrenvolles Gedächt-
niss in seinem Kloster, wie er z. B. die Gruftkirehe desselben
erweitern und deren Gewölbe ausmalen liess In einer
Ilandschrift des Plinius soll er die im Text beschriebenen
Thiere an den Rand gezeichnet haben; diese Zeichnungen,
ü) Ueber ein merkwürdiges Exemplar von Tafelmalerei, ein Ante-
pendium zu Lüne (bei Lüneburg) s. Waagen, D. Kstbl. 1850. S. 148.
M) Cod. Zat. membr. c. p. N0. 31. Museum a. a. O. S. 164.
96m6) Vgl. Günthner, Geschichte der literarischen Anstalten in
Baiern, S. 192.